Österreich

Mann ersticht Ehefrau auf offener Straße in Wien

14.09.2021, 15:53
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Wahnsinnstat in Wien-Simmering: Ein Mann stach mehrmals auf sein weibliches Opfer ein, die Frau starb. der Mord geschah auf offener Straße in Wien-Simmering. Der Täter wurde festgenommen.

Vor den Augen des zwei Jahre alten Sohnes hat ein 53-Jähriger Donnerstagfrüh auf offener Straße in Wien-Simmering seine Noch-Ehefrau erstochen. Mutter und Kind hatten Wochen zuvor in einem Frauenhaus Zuflucht gesucht. Über den amtsbekannten Verdächtigen wurde die Untersuchungshaft verhängt. Der Tatort auf der Simmeringer Hauptstraße ist nicht sehr weit von der Schutzeinrichtung entfernt. Der 53-Jährige dürfte Frau und Kind dort "abgepasst haben", sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die 34 Jahre alte Mazedonierin, die neben dem zweijährigen Sohn zwei weitere Kinder hat, die in ihrem Heimatland Mazedonien leben, wurde mit einem Küchenmesser mit rund 30 Zentimeter langer Klinge von hinten attackiert. Sie wollte einen Behördenweg erledigen. Die Frau erlitt Wunden vom Schulterbereich bis zum Oberschenkel, denen sie noch am Tatort erlag. Der Täter dürfte vier bis fünf Mal zugestochen haben. Das Messer wurde sichergestellt. Der Verdächtige wurde an Ort und Stelle festgenommen, nachdem ihn Passanten festgehalten hatten. Er habe noch versucht, sich loszureißen, wurde aber von einer rasch eintreffenden Besatzung eines Funkstreifenwagens arretiert, berichtete Keiblinger. Jugendamt kümmert sich um Zweijährigen   Der kleine Bub wurde auf die nächste Polizeistation gebracht. Von dort sollte er von Mitarbeitern des Jugendamts abgeholt und betreut werden. Der Zweijährige hatte zuletzt mit seiner Mutter in einem Frauenhaus gelebt. Die gemeinsame Wohnung in Favoriten hatten sie schon Anfang Mai verlassen. Der Verdächtige sollte am Nachmittag oder am Freitag einvernommen werden. Die Obduktion des Opfers soll ebenfalls am Donnerstag oder Freitag stattfinden. Ehe mit Vorgeschichte Das Opfer war offenbar fortgesetzter massiver Gewalt durch ihren Ehemann ausgesetzt und hatte sich erstmals im September vergangenen Jahres an die Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie gewandt. "Die Frau wurde offenbar unter Druck gesetzt und hatte sehr große Angst", sagte Rosa Logar von der Interventionsstelle. Ihr Mann habe als äußerst aggressiv gegolten, darüber hinaus habe es bei ihm Hinweise auf psychische Probleme gegeben, welche die Gefährlichkeit eines Gewalttäters noch erhöhen, sagte die Expertin. Betretungsverbot, aber kein Haftantrag   Gegen den 53-Jährigen sei zwar ein Betretungsverbot verhängt worden, der Mann habe sich jedoch darüber hinweggesetzt. "Auch das ist ein Indiz für die Gefährlichkeit des Täters", erläuterte Logar. "Dass jemals ein Haftantrag gestellt wurde, kann ich aus unseren Akten allerdings nicht erkennen." Dabei wäre ein solcher nach Einschätzung der Gewaltschutzexpertin sehr wohl vorgelegen. "Es handelte sich offenbar um einen Fall von fortgesetzter Gewaltausübung. Genau dafür wurde im Strafgesetzbuch der Paragraf 107 b geschaffen und so gestaltet, dass man einen Haftgrund hat", erläuterte Logar. Wegweisungen und Betretungsverbote wirken nach Erfahrung der Expertin zwar in leichten oder "durchschnittlichen" Fällen von Gewalt, nicht aber in Fällen von fortgesetzter massiver Gewalt. "Die Gefährlichkeit eines Täters bleibt bestehen, die verschwindet ja nicht. Es reicht nicht, das Opfer zu verstecken - was ja ohnehin nicht wirkt, wie man heute gesehen hat -, während sich der Täter frei bewegen kann. Da ist nicht zuletzt im Sinn der Prävention auch die Strafjustiz gefordert", erklärte Logar. Probleme in der Beziehung, Gewaltbereitschaft, ein Messer: Fälle, in denen Männer ihre Partnerin erstechen, sind relativ häufig. Immer wieder werden auch Kinder Augenzeugen. Im Folgenden einige Beispiele. Dezember 2012: Vor einem Kindergarten in Klagenfurt tötet ein 43 Jahre alter Mann seine von ihm getrennt lebende Frau mit 22 Messerstichen. Die Frau hatte den sechsjährigen Sohn abholen wollen, der Ehemann wollte sie in einer Aussprache zur Rückkehr bewegen.  November 2012: Ein 34-Jähriger ersticht in Wien-Brigittenau seine um zwei Jahre ältere Frau in der gemeinsamen Wohnung. Dann bringt er die gemeinsame sechsjährige Tochter zu seinen Eltern nach Oberösterreich und stellt sich in der Steiermark der Polizei, Am selben Tag fügt ein 44 Jahre alter Mann in Wien-Ottakring seiner Frau bei einem Streit mit einem Messer tödliche Verletzungen zu. Seine beiden Kinder im Alter von 15 und 20 Jahren verletzt er ebenfalls.  Juli 2012: Ein 44-Jähriger tötet in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Leopoldstadt seine um 15 Jahre jüngere Frau und springt aus dem Fenster. Die noch nicht einmal vier Jahre alte Tochter wird Zeugin der Tat. Die junge Frau hatte sich von ihrem Mann an sich bereits getrennt. Dezember 2011: Vor den Augen von zwei der vier gemeinsamen Kinder ersticht ein 37 Jahre alter Mann in Wien-Favoriten seine Frau. Der gebürtige Türke war überzeugt, dass die 29-Jährige sich einen Liebhaber zugelegt hatte, nachdem er 2008 Österreich verlassen hatte müssen.