Österreich

Mord wegen Sex? Steyrer vor Gericht

14.09.2021, 15:18
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Vor dem Landesgericht Steyr muss sich ein 26-Jähriger verantworten, der im Sommer vergangenen Jahres eine Bekannte im Schlaf erdrosselt und ihre Leiche unter dem Bett versteckt haben soll. Er will im Drogenrausch gehandelt haben. Ein Zeuge hatte behauptet, dass das Mordmotiv Sex mit einer Leiche war. Ein Gutachten bescheinigt dem Angeklagten Zurechnungsfähigkeit, was der Verteidiger anfechten will.

Der Angeklagte soll am 26. Juni in die Steyrer Wohnung des Opfers, zu der er einen Schlüssel hatte, gegangen sein. Dort sah er die junge Frau am Sofa schlafen, schilderte der Staatsanwalt den Tatablauf. Er habe am Balkon noch eine Zigarette geraucht, dann habe er eine Kordel aus einer Badetasche gelöst und die 24-Jährige erdrosselt. Laut Anklage unternahm er anschließend alles, um die Tat zu verschleiern: Er soll die Leiche versteckt und mit einem Desinfektionsmittel übergossen haben, um seine DNA-Spuren zu verwischen. Mit dem Handy des Opfers habe er SMS an die Mutter der Toten geschickt, um den Anschein zu erwecken, die Tochter sei nur zu einer Freundin gefahren. Sex mit Toter als Motiv? Sein Freund, der beim Verstecken der Leiche half, hatte bei der polizeilichen Einvernahme ein mögliches Motiv geliefert: Der Beschuldigte habe gesagt, er hätte gerne Sex mit einer Toten. Vor Gericht konnte der Zeuge sich aber nicht mehr erinnern. Der Angeklagte erklärte die Tat mit einem Drogenrausch, in dem Denken und Handeln in getrennten Bahnen laufen. Er könne sich die "Kurzschlussaktion" nur damit erklären, dass sein Unterbewusstsein ihr dafür die Schuld gegeben habe, dass er wieder Crystal Meth nahm. Mit Kordel erdrosselt Am Tattag sei er wie verabredet zu der 24-Jährigen in ihre Wohnung gekommen, sie habe auf der Couch geschlafen. Er sah fern und setzte sich zwei Crystal-Meth-Injektionen. Dann habe er die Kordel auf den Tisch gelegt, warum wisse er nicht. Später habe er sich hinter die Frau gekniet und ihr die Schnur um den Hals gelegt. Dann rief er seinen Freund an. Zu diesem Zeitpunkt habe die Frau noch geröchelt. Er habe sie gewaschen und ausgezogen sowie Kleidung und Couch mit einem Desinfektionsmittel gereinigt - nicht um Spuren zu verwischen, sondern wegen des Geruchs, wie er behauptete. Er stülpte ihr einen Sack über den Kopf, damit sein Freund, der ihm später half, die Leiche verschwinden zu lassen, "nicht die selben Bilder im Kopf hat wie ich". Dass ihn der Andere nun mit einer möglichen Leichenschändung in Verbindung bringe, könne er nicht nachvollzielen. "Polizeicode für Mord" Der Richter fragte den Mann auch nach der Bedeutung seiner Tätowierung - der Angeklagte trägt die Zahl 187 im Gesicht: "Das ist ein Polizeicode für Mord", erklärte der 26-Jährige. Er will das Motiv aber nicht deshalb ausgewählt haben, sondern weil er es aus Hip-Hop-Songs kenne. Das Urteil soll am Montag Abend erfolgen.