Wirtschaft

Nach S & P-Urteil: AAAngst vor Kursstürzen

14.09.2021, 16:37
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Nach dem Rundumschlag der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) gegen die Eurozone wird mit Spannung die Reaktion der Märkte am Montag erwartet. Im Kampf gegen die Schuldenkrise stehen die Europäer nach der Herabstufung von neun Euroländern massiv unter Druck. Denn die US-Agentur droht auch dem derzeitigen Euro-Rettungsschirm EFSF mit dem Entzug der Bestnote "AAA". In Deutschland werden zudem Befürchtungen laut, auch Europas Musterschüler könnte wie Frankreich seine Top-Bonität einbüßen.

Nach Ansicht des deutschen Regierungsberaters Clemens Fuest zeigt die Abwertung der Kreditwürdigkeit des Euro-Schwergewichts Frankreich, dass nun die Retter selbst an ihre Grenzen stoßen. "Dieser Prozess wird weitergehen, wir stehen vor einem wirtschaftlich wahrscheinlich nicht so tollen Jahr und das wird auch Deutschland und Frankreich nicht unberührt lassen", sagte der an der Universität Oxford lehrende Wirtschaftsprofessor. Verliert auch Deutschland die Topbonität? Der Berater des deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble bezifferte die Chance, dass auch Deutschland seine Topbonität verlieren könnte, auf 50:50. Ein Verlust des "AAA" wäre jedoch kein Drama, befand Fuest: "Die USA sind ja auch herabgestuft worden. Deutschland würde dann etwas weniger als der ganz sichere Hafen angesehen werden." Angst vor Kursrutsch an den Börsen Nach dem Ratingschock richten sich die Blicke nun an die Börse: Allerdings bleiben die US-Märkte am Montag wegen eines Feiertags geschlossen. Erste Gerüchte über eine bevorstehende Abstufung hatten am Freitagnachmittag an den europäischen Börsen einen Kursrutsch ausgelöst. Auch der Euro sackte deutlich ab und erreichte zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit Mitte 2010. Österreichs Bonität abgestuft S&P hatte am Freitag neun Euroländern schlechtere Noten für ihre Kreditwürdigkeit verpasst: Europas zweitgrößte Volkswirtschaft Frankreich sowie Österreich verloren ihre Bestnoten "AAA". Deutschland behielt indes dieses Spitzenrating. Die Ratingagentur zeigte sich vor allem enttäuscht von den Ergebnissen des EU-Gipfels Anfang Dezember. Schlechtere Bonitätsnoten erschweren es Schuldnern in der Regel, sich frisches Geld am Kapitalmarkt zu leihen. Neben Frankreich und Österreich stufte S&P auch Italien, Spanien, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Malta und Zypern herab. Auch EFSF droht Herabstufung Die Ratingagentur droht auch dem derzeitigen Euro-Rettungsschirms EFSF mit dem Entzug der "AAA"-Bestnote. "Wir müssen jetzt analysieren: Finden Anpassungsmaßnahmen statt, die den Verlust von "AAA"-Garantien kompensieren? Wenn das nicht der Fall ist, ist davon auszugehen, dass das Rating auch entsprechend herabgestuft wird", sagte S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer. "Wir glauben, dass die Risiken einer Ausweitung und Verschärfung der Krise zunehmen", sagte Kraemer. Das wirtschaftliche Umfeld trübe sich ein, Staaten und Banken bräuchten allein im ersten Quartal 2012 etliche Milliarden frisches Kapital. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe durch ihr flexibles Eingreifen Schlimmeres verhindert. APA/red.