Österreich

"Heute"-Test: Bei Friseur nur Nass-Schnitte erlaubt

13.09.2021, 13:46
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Ein Frisörtermin am Tag der Wiederöffnung wirkte noch heute in der Früh surreal, am Abend aber hatte "Heute" ohne Termin die Haare schön. So war`s und das ist jetzt anders ..

Für einen eitlen Gockel wie mich, der alle drei bis vier Wochen zum Frisör rennt, waren die letzten Wochen haarsträubend. Andererseits: Durch die Ausgangsbeschränkung saß ich, Joachim Lielacher, Leiter der Redaktion in NÖ, ohnedies wochenlang alleine in der Redaktion in Sankt Pölten (Anm.: Restliches Team war großartig im Home-Office) und nur meine Liebste zu Hause musste meinen Anblick ertragen. Als ich zu meiner Holden heute früh meinte: "Poah, ein Frisörtermin nach neun Wochen wäre toll - was meinst?", tat sie dies nur mit einem milden Lächeln ab. Innerlich war ich ohnedies auf noch ein bis zwei Wochen Wolle am Haupt eingestellt, muss zudem anmerken, dass mir beim letzten Frisörtermin, am 5. März, das Haar ohnedies sehr kurz gestutzt worden war. Der Status quo vor dem Schnitt war also: Oben am Schädel war der "Haarschnitt" noch gerade so öffentlichkeitstauglich, seitlich an den Schläfen glich meine Wenigkeit eher einem Monchichi oder Gremlin. Mit Maske, aber ohne Termin beim Frisör Nach dem Wochenendeinkauf beim Spar im City Super Center in Sankt Pölten (Anm.: gleich bei uns ums Eck, meine Stammfrisörin möge mir verzeihen), schaute "Heute" aus beruflicher Neugier um 16.55 Uhr beim Meisterfrisör-Salon Strassl-Schaider rein, dachte ob der spärlichen Kundenzahl (Anm.: ein männlicher Kunde), an eine baldige Schließung, fragte aber dennoch forsch: "Geht einmal schneiden?" Die bejahende Antwort machte mich kurz baff, ich trug mit einer Liebsten oder vielleicht baldigen zukünftigen Ex-Frau noch die Einkaufssackerl nach Hause (Anm.: die letzten Meter und die Stufen rauf war sie sich selbst überlassen) und rannte voll Vorfreude und ein wenig ängstlich - ob sich da jetzt eh keiner dazwischen geschummelt hat – zurück zum Salon.

Drei Minuten später saß ich also - noch mit der vorgeschriebenen Gratis-Schutzmaske vom Spar - im Frisörstuhl und wollte, erst vor zwei Stunden geduscht, einen Haarschnitt ohne Waschen, der mir jedoch verwehrt blieb: "Wir müssen waschen, das ist jetzt Vorschrift. Trockenhaarschnitte sind derzeit gar nicht erlaubt.", so die Frisörin, ebenfalls mit Mund- und Nasenschutz. Die Prozedur selbst verlief unspektakulär, nur beim Kürzen an den Schläfen wurde die Schutzmaske von den Ohren entfernt und ich musste die Maske mit der Hand vor Mund und Nase pressen. "Wir hatte genug Luft" Der erste Tag verlief laut der Frisörin überraschend übersichtlich: "Wir konnten stets alle Auflagen einhalten, inklusive der Abstände. Wir hatten eigentlich immer Luft. Es war in etwa doppelt soviel Aufkommen als an vergleichbaren Samstagen", so die Scheren-Virtuosin, die in nicht mal zehn Minuten mein zum Glück noch dichtes Haar wieder in Form gebracht hatte. Die renommierte Kette "Strassl-Schaider" mit über 40 Filialen in Wien und NÖ kam, auch aufgrund der anderen Unternehmungen der Chefs, halbwegs gut über die Krise. Und die Einzelunternehmen der Kollegen? "Naja, da werden es sicherlich viele schwer haben. Einige Frisöre leben halt in Normalzeiten sehr gut und haben dann in einer Krise, fürchte ich, zu wenig Rücklagen", sagte die Haarkünstlerin. Haarspitzen unter Schutzmaske Nach insgesamt knapp 15 Minuten (waschen, schneiden, zahlen, Fragen stellen) war die fähige Frisörin fertig, das Jucken in der Nase fiel diesmal übrigens heftiger und weit unangenehmer aus, da sich logischerweise Haarpartikel unter die Maske geschwindelt hatten (siehe Fotoserie). Resümee: Ein völlig unerwarteter Frisörbesuch wurde zum kurzen und aufschlussreichem Vergnügen, das Ergebnis stellt zufrieden und brachte auch neidische Blicke meiner Liebsten ein - nicht wegen der Frisur natürlich, sondern ob des "Termins ohne Termin", denn sie durfte sich zuletzt zum Jahresende in die Hände eines Haarstylisten begeben und hätte Ende März den nächsten Frisörbesuch geplant gehabt - bei ihr, einer langhaarigen Blondine, geht es ja nicht so zackig.