Politik

Razzia: Das ist das geheime FPÖ-Alpen-Quartier

13.09.2021, 16:12
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Auch die Pension "Enzian" in St. Jakob im Defereggental wurde Schauplatz einer Razzia. Seit 2012 ist das Bauernhaus Rückzugsort für HC Strache und die FPÖ.

Es ist ein Haus wie aus einem Heimatfilm: Lärchenholz, grüne Verzierungen um die Fensterrahmen und daneben fließt ein kleiner Fluss. Früher war das Bauernhaus mit der Adresse Unterrotte 49 eine Tischlerei, bevor es zur Pension mit sieben Doppel-, einem Familien- und zwei Einzelzimmern ausgebaut wurde. Angeboten wird ein Frühstücksbuffet und regionale Kost.

Seminare weit weg von Wien

Und das Haus besitzt einen Seminarraum. Im Jänner 2012 kaufte das FPÖ-Bildungsinstitut die Pension "Enzian" in St. Jakob im Defereggental (Osttirol) um 310.400 Euro. Dafür hat die freiheitliche Partei am 19. November 2011 eigens einen Verein gegründet. Die Idee dahinter: Einen Seminarbetrieb für die freiheitliche Partei aufzubauen. Die Postadresse des Vereins war der FPÖ-Rathausklub in Wien.

Im Zuge der Ibiza-Affäre geriet der Verein erneut in die Schlagzeilen. Brisant: Ausgerechnet Johann Gudenus war Vizeobmann des Vereins. Aber warum kauft sich die FPÖ ein Bauernhaus für Seminare so weit weg von Wien? "Damit man Ruhe habe", erklärte Hans-Jörg Jenewein in einem Bericht in der "Presse" aus dem Jahr 2013.

Straches Urlaubspension

Und auch Heinz-Christian Strache zieht sich gern privat in die Pension zurück: Seit vielen Jahren nutzt er das Haus im Sommer und Winter für Urlaube.

Im Februar war er vor dem großen Ibiza-Skanal erneut zum Skifahren dort, wie er auf Facebook postete.

Laut Medienberichten sei der FPÖ-Verein seit 2016 inaktiv. Doch erst im März 2019 fand laut einem Bericht auf "dolomitenstadt.at" in den Räumlichkeiten des Hauses ein Rhetorik-Seminar des Freiheitlichen Bildungsinstituts unter der Leitung von Gerald Hauser statt.

Gerald Hauser im Visier

Zur Zeit des Kaufs der Pension im Jahr 2012 war Hauser als Bürgermeister von St. Jakob tätig. Er kandidiert wieder für ein blaues Nationalratsmandat und gilt als Strache-Vertrauter. Eine engere Verbindung zum FPÖ-Verein in seinem Dorf wies er aber immer wieder zurück. "Alles rund um den Verkauf war korrekt, ich hatte außerdem nichts damit zu tun. Das Haus wurde von der Vorbesitzerin einem Makler angeboten und der Verein hat es erworben", erklärte er im Juni in der "Tiroler Tageszeitung". In einer öffentlichen Stellungnahme hat sich Geschäftsführer des Freiheitlichen Bildungsinstituts Dr. Klaus Nittmann um Distanz bemüht und gab an, dass das "Freiheitliche Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol" nichts mit dem "Freiheitlichen Bildungsinsitut" zu tun habe: "Es gebe weder personelle noch organisatorische noch finanzielle Überschneidungen. Es handle sich hierbei also nur um eine reine Namensgleichheit. Beim Freiheitlichen Bildungsinstitut seien weder Hausdurchsuchungen durchgeführt worden noch sei es in irgendeiner anderen Weise mit dieser Causa verknüpft." Am Montag kam es in der Pension "Enzian" im Zuge der Ermittlungen der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu einer Razzia, Heute.at berichtete. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

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