Österreich

Rätsel um Flugzeug-Crash am Bodensee geklärt

14.09.2021, 03:17
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Bild: Polizei/Privat

Der Absturz eines zweisitzigen Kleinflugzeugs in den Bodensee im März vergangenen Jahres ist vom Passagier mutwillig herbeigeführt worden, teilten die Ermittler Stefan Schlosser und Bertram Walser am Freitag in einer Pressekonferenz in Bregenz mit.

ist vom Passagier mutwillig herbeigeführt worden, teilten die Ermittler Stefan Schlosser und Bertram Walser am Freitag in einer Pressekonferenz in Bregenz mit. Das Ultraleichtflugzeug war am 23. März 2012 etwa einen Kilometer vom Bregenzer Seeufer entfernt in den Bodensee gestürzt. Wie die fast einjährigen Ermittlungen ergaben, dürfte der 21-jährige Timo M. das Flugzeug über seinen Steuerknüppel in den Sturzflug gebracht haben. Der 55 Jahre alte Pilot versuchte zwar gegenzusteuern, konnte den Absturz aber nicht verhindern. Panikattacke? "Warum der Timo M. in den Flug eingegriffen hat, wissen wir nicht. Wir gehen aber davon aus, dass eine psychische Vorerkrankung des 21-Jährigen Ursache für sein Handeln war", sagte Schlosser. Bei dem Absturz kamen beide Insassen ums Leben. Das Krankheitsbild des 21-Jährigen lasse mehrere Impulse zu, die ihn zu seinem Handeln gebracht haben könnten. Möglicherweise habe er eine Panikattacke gehabt, das sei aber nur eine Spekulation und lasse sich nicht mehr eruieren. Pilot kannte 21-Jährigen nicht Den Erkenntnissen der Polizei zufolge kannten sich Pilot und Passagier vor dem Flug nicht. Wie der 21-Jährige, der zurückgezogen in einer Sozialunterkunft in Dornbirn lebte, zum Flugplatz in Hohenems gelangte, habe sich nicht mehr rekonstruieren lassen. Dort dürfte er aber den 55-Jährigen angetroffen und darum gebeten haben, mitfliegen zu dürfen. "Der Pilot galt als sehr erfahren und verlässlich, er war gesund und nicht durch Alkohol oder Drogen beeinträchtigt", erklärte Schlosser. Beide Insassen angeschnallt Sowohl der 55-Jährige als auch der 21-Jährige seien bis zum Absturz angeschnallt gewesen und hätten jeweils ihren Steuerknüppel umfasst. Das Verbindungsstück zwischen den beiden Steuerknüppeln sei stark verbogen gewesen, diese Verformung rühre aber nicht vom Aufprall her. "Diese Verbiegung entsteht nur dann, wenn der Passagier den Knüppel nach vorne drückt und der Pilot daran zieht", so Walser. Overspeed bei Sturzflug Der Radarüberwachung zufolge verlief der Rundflug die ersten paar Minuten in normalem Rahmen, als das Flugzeug im Bereich von Lindau war, dürften aber die Eingriffe des 21-Jährigen begonnen haben. "Im Sturzflug kam es zum sogenannten Overspeed, zu jener Geschwindigkeit, bei der das Flugzeug beschädigt wird", erklärte Walser. Das zweisitzige Flugzeug sei nur für eine Geschwindigkeit von 260 km/h konzipiert, dieses Tempo sei weit überschritten worden. So habe das Flugzeug schon in der Luft Teile verloren, unter anderem das Querruder und eine Landeklappe. Der Pilot habe keine Chance gehabt, das Unglück zu verhindern. Das Flugzeugwrack und die beiden Toten waren unter schwierigsten Umständen aus 50 Meter Tiefe geborgen worden.