Politik

Skurriler Wettlauf um das erste Interview mit Kanzler

Kanzler Schallenberg legte am Mittwoch einen Interview-Marathon hin. Erstaunlich: Der ORF kam erst zum Schluss, den Anfang machte die deutsche "Bild".

13.10.2021, 22:55
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Alexander Schallenberg und Armin Wolf im Kanzleramt.
ORF

Schallenberg-Festspiele im TV, der neue Bundeskanzler dominierte am Mittwoch das Abendprogramm. Jeder Sender wollte das erste Interview führen.

"Bild" bevorzugt?

Die Nase vorne hatte die "Bild"-Zeitung, die ab 17.45 Uhr ein Interview mit Schallenberg im Internet sendete. Österreichische Sender hatten das Nachsehen, dafür lobte "Bild" den Kanzler exklusiv als "seriösen Sachwalter".

Privatsender rotieren

Das konnte Puls24 so nicht stehen lassen. Der Sender meldete um 17.59 Uhr überraschend, dass er um 18.30 Uhr ebenfalls ein Exklusivinterview bringen werde. Dort machte der Kanzler dem verehrten Vorgänger ("Kenne Kurz seit Jahren") die Mauer.

ATV legt nach

Um 19.20 Uhr legte Puls24-Schwester ATV mit einem flott eingeschobenen "Aktuell-Interview" nach. Man hörte zusammengeschnittene, sanfte Kritik ("Umgangston kann einen stören") an Kurz.

Abend-Doppelschlag

Ab 19.55 Uhr war Puls4 selbst am Zug. Das Exklusivinterview von 18.30 Uhr flimmerte erneut über die Schirme ("Alle Vorwürfe werden sich auflösen") und wurde sicherheitshalber um 20.15 Uhr auf Puls24 noch einmal wiederholt.  

Besuch bei Fellner

Sogar beim Sender von Wolfgang Fellner, gegen den wegen Bestechung ermittelt wird, hatte Schallenberg ("Stabilität ist wichtig") um 21.00 Uhr einen Auftritt.

ORF zum Abschluss

Um 22.00 Uhr war die "Zeit im Bild 2 Spezial" dran: Armin Wolf hatte seine 28 Minuten mit Schallenberg. Was war noch nicht gesagt worden? "Ich muss meinen Mann stehen." Der Kurz-Rücktritt habe die Regierung gerettet, die Lage sei schwierig, Vorwürfe falsch, und mit Vize Kogler könne er gut, so der Kanzler.

Später ORF-Sieg

Übrigens: Natürlich habe der ORF das erste Interview bekommen. Und nicht die Deutschen. Das ORF-Gespräch sei ja schon um 16.00 Uhr aufgezeichnet worden, so das Kanzleramt zu "Heute".

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg