Österreich

Streit um Benennung: Rathaus gegen Bezirk

13.09.2021, 14:27
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Koplenig Johann
Bild: zVg

SPÖ und Grüne beschlossen im 20. Bezirk die Benennung eines Platzes nach KPÖ-Politiker Johann Koplenig. Das Rathaus erteilte dem Wunsch eine Abfuhr.

Ein Denkmal am Höchstädtplatz (Wien-Brigittenau) erinnert bereits an Johann Koplenig (1891 – 1961), der für die KPÖ die österreichische Unabhängigkeitserklärung 1945 unterzeichnete. Die KPÖ kämpft seit Jahren um eine offizielle Ehrung durch die Benennung eines öffentlichen Raumes nach Koplenig. Am 21. November 2018 rückten sie ihrem Ziel ein Stückchen näher – mit den Stimmen von SPÖ, Grüne, Neos und GfW wurde der Antrag angenommen, dass die MA 7 den Platz vor dem Haus am Hochstadtplatz 3 in Johann-Koplenig-Platz umbenennen soll. "Liniengetreuer Marxist" Kritik kam damals vom freien Mandatar Erwin Krammer. Der 1961 verstorbene KPÖ-Politiker sei "ein liniengetreuer Marxist und Leninist sowie bei den Arbeiterunruhen 1950 beteiligt" gewesen, so Krammer. Dazu fehle der Bezug zur Brigittenau.

Über ein Jahr lang bemühte sich Krammer um eine Stellungnahme aus dem Bezirk. "Leider ohne Erfolg", so der Lokalpolitiker. Bis jetzt. Auf Verlangen von Krammer teilte Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ) vergangene Woche der Bezirksvertretung mündlich mit, dass die Benennung vom Tisch ist. "Aber ohne Begründung. Die Transparenz ist hier in der Stadt Wien noch stark ausbaufähig", kritisiert Krammer. Unterausschuss lehnt Benennung ab Liest man die Begründung, warum der Antrag von dem Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennung abgelehnt wurde, wird einem klar, warum: In einem Gutachten der MA 9 heißt es wörtlich, dass "zu bedenken ist, dass Johann Koplenig zeit seines Lebens die totalitäre Ideologie des Kommunismus sowie die Politik der Sowjetunion auch unter der Terrorherrschaft Stalins bedingungslos unterstützt hat und sein Ziel die ,Diktatur des Proletariats' war". Darüber hinaus würde mit dieser Benennung "die außergewöhnliche Situation von zwei direkt aneinandergrenzenden Platzbenennungen geschaffen werden", erklärt eine Sprecherin von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) auf "Heute"-Anfrage.