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Vergifteter Putin-Gegner Nawalny in Berlin gelandet

Der mutmaßlich vergiftete Oppositionelle Alexej Nawalny war zuvor ins Koma gefallen und für "nicht transportfähig" erklärt worden.

22.08.2020, 08:47
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Nawalny trank vor seinem Abflug Tee.
Screenshot Instagram

Es war ein Tee aus einem "Julius Meinl" Becher in der Kette "Wiener Kaffeehaus", die Nawalny zum Verhängnis wurde. Diese trank er vor seinem Abflug aus der sibirischen Stadt Tomsk, während des Fluges verschlechterte sich sein Zustand, die Maschine musste in Omsk notlanden und rettete ihm so (zumindest vorerst) das Leben.

Nun kämpft er seit Tagen ums Überleben. Die Ärzte konnten angeblich kein Gift im Körper des sogenannten Erzfeindes Putins feststellen, für das Koma und die künstliche Beatmung machen sie eine simple "Stoffwechselerkrankung" verantwortlich. Das Angebot von Angela Merkel, ihn nach Berlin zu verlegen, wurde aufgrund des kritischen Zustands abgelehnt.

Nichtsdestotrotz wurde von der Initiative "Cinema for Peace" durch Spenden kurzerhand ein Spezialflugzeug gemietet, mit dem deutsche Ärzte Freitag nach Omsk flogen, wo Nawalny behandelt wird, um sich ein Bild vom Zustand des Kreml-Kritikers zu machen. Sträubten sich die russischen Ärzte vorerst noch gegen einen Abtransport, gaben sie am Abend schließlich grünes Licht.

Der Flug startete Samstagfrüh 08.00 Uhr (Ortszeit, also 04.00 Uhr MEZ) und landete um 08.47 Uhr (MEZ) nach kanppen fünf Stunden Flugzeit und 3.800 Kilometern in Berlin-Tegel. Erst 2018 war der Aktivist Pjotr Wersilow ebenfalls in Russland vergiftet und später in die Berliner Charité verlegt, wo dieser gerettet werden konnte

Der Flug IFA1344 gegen 07.00 Früh MEZ.
Screenshot/ flightradar24.com

Nicht der erste Anschlag

An Board des Fluges IFA1344 ist auch die Ehefrau des 44-Jährigen. Dieser wird nun in die Berliner Charité gebracht und soll dort ohne russischen Einfluss untersucht und behandelt werden. "Der Kampf um Alexejs Leben und seine Gesundheit hat gerade erst begonnen und es gibt noch viel zu tun, aber jetzt ist zumindest der erste Schritt getan", so seine Sprecherin Kira Jarmysch auf Twitter. Vieles deutet auf einen Giftanschlag hin.

Nawalny macht seit Jahren in Russland Schlagzeilen durch seine investigative Aufdeckungsarbeit. Sein Team deckte immer wieder Fälle von Korruption auf, weswegen er vielen hochrangigen Politikern ein Dorn im Auge ist. In der Vergangenheit war er immer wieder Opfer körperlicher Angriffe sowie Festnahmen. In den letzten Jahren gab es auch in Europa immer wieder Ermordungen von mutmaßlichen Informanten durch den russischen Staat, auch mit Gift.