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Vizepräsidentin Kirchner entgeht nur knapp Mordanschlag

Bei einem Handgemenge vor der Wohnung der argentinischen Vizepräsidentin Cristina Kirchner ist ein bewaffneter Mann festgenommen worden.

02.09.2022, 07:42
Ein Mann richtete eine Waffe auf die argentinische Vizepräsidentin Cristina Kirchner
- / AFP / picturedesk.com

Der Mann habe eine Schusswaffe gezogen, als sich die ehemalige Staatschefin (2007-2015) am Donnerstagabend (Ortszeit) vor ihrer Wohnung mit ihren Anhängern fotografieren lassen wollte, berichteten lokale Medien übereinstimmend. Bei dem 35-Jährigen sei eine Pistole sichergestellt worden, sagte Innenminister Aníbal Fernández der Zeitung «Clarín». Die Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar.

Waffe hatte technische Probleme

Kurz nach 21 Uhr Ortszeit habe ein Mann ein Attentat auf das Leben der 69-Jährigen verübt, sagte Fernández am späten Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung. Der Angreifer habe in einer Menschenmenge mit einer Schusswaffe auf den Kopf der ehemaligen Präsidentin gezielt und abgedrückt. Es habe sich aber kein Schuss gelöst. Medienberichten zufolge blieb die Politikerin unverletzt.

"Cristina ist noch am Leben, weil die Waffe, die fünf Kugeln enthielt, aus einem technisch noch nicht bestätigten Grund nicht geschossen hat, obwohl abgedrückt wurde", sagte der Präsident. Es handele sich um den schwerwiegendsten Vorfall seit Argentiniens Rückkehr zur Demokratie 1983.

Vor Kirchners Wohnung im eleganten Stadtteil Recoleta in der Hauptstadt Buenos Aires spielten sich in den vergangenen Tagen chaotische Szenen ab. Zahlreiche Anhänger der Vizepräsidentin kampieren als Unterstützung für die populäre Politikerin derzeit auf der Straße. In einem Korruptionsprozess gegen Kirchner hatte die Staatsanwaltschaft kürzlich zwölf Jahre Haft und eine lebenslange Sperre für öffentliche Ämter gefordert. Sie soll Anführerin einer kriminellen Vereinigung gewesen sein und den Staat um rund eine Milliarde US-Dollar gebracht haben.

Vizepräsidentin weist Korruptionsvorwürfe zurück

Gemeinsam mit ihrem verstorbenen Ehemann und Ex-Präsidenten Néstor Kirchner habe sie einem befreundeten Bauunternehmer ohne Ausschreibung eine ganze Reihe von öffentlichen Aufträgen beschafft, hieß es. Ein Teil der überhöhten Baukosten floss demnach später wieder an das Ehepaar Kirchner zurück. Die Vizepräsidentin weist die Vorwürfe zurück und wirft der Justiz vor, aus politischen Motiven gegen sie zu ermitteln.

Kirchner steht für den linken Flügel der Regierungskoalition und verfügt über zahlreiche Anhänger. Zuletzt kam es vor ihrer Wohnung immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nachdem sich Nachbarn über die ständigen Kundgebungen beschwert hatten, errichteten die Sicherheitskräfte Straßensperren, die von Kirchners Gefolgsleuten allerdings wieder niedergerissen wurden.

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