Wien

Wirt klagt: Wegen Parkpickerl ein Drittel weniger Gäste

Seit 1. März gilt in Floridsdorf das Parkpickerl. Seither leiden die Lokale unter Gästeschwund. Ein Heurigenwirt fordert: Gratis-Parken ab 18 Uhr. 

04.04.2022, 08:21
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Der Floridsdorfer Heurigenwirt Richard Lentner leidet unter der neuen Kurzparkzone. Er habe rund ein Drittel weniger Gäste.
Denise Auer

Zwei Jahre Corona-Pandemie mit Lockdowns und vielen Regeln – und jetzt auch noch die flächendeckende Kurzparkzone in Wien: Vor allem für öffentlich nicht gut angebundene Gastronomen hat der 1. März mit der Einführung des Parkpickerls in (fast) ganz Wien eine weitere Erschwernis gebracht.

Gäste bleiben auch weniger lang

Einer dieser Wirte ist Richard Lentner, der am Jedlersdorfer Platz 10 in Wien-Floridsdorf einen Heurigen betreibt. "Seit der EInfühung des Parkpickerls haben wir rund ein Drittel weniger Gäste", klagt der Traditionsgastronom. Auch sei es so, dass jene Gäste die noch kommen, weniger lang bleiben: "Viele essen nur schnell was, trinken ein Glaserl und gehen dann wieder, weil sie nicht Unsummen in den Parkschein investieren wollen", so Lentner.

    Freie Parkplätze, leeres Lokal: Heurigenwirt Richard Lentner leidet seit der Einfühung der Kurzparkzone unter Gästeschwund.
    Denise Auer

    "Muss über Kündigungen nachdenken"

    13 Mitarbeiter sind derzeit bei Richard Lentner beschäftigt, die meisten in Vollzeit. Jetzt sei es so, dass er immer mehr Kellner und Co. tageweise zu Hause bleiben oder weniger Stunden machen lässt. "Das ist natürlich für die Mitarbeiter nicht gut, weil sie dadurch auch weniger Trinkgeld bekommen. Aber anders ist es derzeit für mich nicht machbar", erzählt der Wirt. Und: "Wenn das so weitergeht, werde ich wohl auch über Personalabbau und Kündigungen nachdenken müssen." 

    Gäste weichen nach Niederösterreich aus

    "Das Problem mit dem Parkpickerl und den ausbleibenden Gästen betrifft viele Wirte – nicht nur in Floridsdorf", ist Lentner überzeugt. Er fordert daher, dass die Kurzparkzone nur bis 18 Uhr gelten soll. Damit könne man zumindest zum Teil verhindern, dass die Gäste auf Lokale und Heurige im nahen Niederösterreich ausweichen, wo das Parken ja weiterhin gratis ist. Weiters sollte das Gastro-Personal die Möglichkeit haben, ein Parkpickerl für ihren Arbeitsort zu bekommen. "Ich habe einen Parkplatz im Hof. Der ist eigentlich für Gäste. Aber natürlich lasse ich nun mein Personal dort Parken. Ich kann und will ihnen nicht zumuten, den ganzen Tag fürs Parken zahlen zu müssen", so Lentner zu "Heute".

    Bezirkspolitiker fordert Stadtchef zum Handeln auf

    Auch Alt-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek (WIFF) sieht die Gastronomen gefährdet: "Unter diesen Umständen ist ein Gastro-Sterben praktisch vorprogrammiert“, fürchtet der Floridsdorfer Lokalpolitiker. Er fordert Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf, "den berechtigten Wünschen Rechnung zu tragen und die Gültigkeit des Pickerls auf 20 oder noch besser 18 Uhr" zu reduzieren. "Ansonsten wird Floridsdorf in Kürze zu einem reinen Kebab&Pizza&Burger-Buden-Bezirk verkommen“, so Schimanek abschließend.