Niederösterreich

"Bauernfängerei!" Wut über 20%-Rabatt für Wucher-Tarif

"Holen sie sich ihren Rabatt auf den Flextarif – bis zu 20 Prozent". Nur: "Das ist Bauernfängerei und das bei 72 Cent pro kWh", so eine Kundin.

Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf. Aktuell sorgt eine Rabatt-Aktion der EVN für Unmut bei einigen Kunden.
Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf. Aktuell sorgt eine Rabatt-Aktion der EVN für Unmut bei einigen Kunden.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Der Strompreis machte seit Ende des Jahres 2021 einen gewaltigen Satz nach oben und nur negative Schlagzeilen. Zahlte man bis Ende 2021 bei der EVN für einen Flex-Tarif noch unter zehn Eurocent, löhnte man im März 2022 bereits 17 Cent, im September 2022 bereits rund 34 Cent und seit Ende 2022 unfassbare 72 Cent pro Kilowattstunde.

Eine 42-jährige Angestellte aus dem Bezirk Krems bemühte sich im März 2022 intensiv, den bestmöglichen Tarif bei der EVN zu ergattern. Sie telefonierte stundenlang herum, entschied sich dann für einen Flex-Tarif um rund 17 Cent pro Kilowattstunde mit einer Bindungsdauer von einem Jahr.

20 Prozent ist Schmäh

Jetzt, elf Monate später, bekam die Mutter und Alleinerzieherin Post von der EVN, dass ihre Preisgarantie mit Ende des ersten Quartals 2023 ablaufe. Im Schriftstück wirbt die EVN mit Rabatten bis zu 20 Prozent, um sich einen "günstigen" Strompreis für ein weiteres Jahr zu sichern.

    Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf. 
    Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf.
    HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

    Auf der Homepage fand die 42-Jährige nur einen Floattarif mit aktuell knapp 56 Cent pro kWh (Stand 2.2. 2023; siehe auch Bilderserie). Der Fixpreis für ein Jahr würde dann 72 Cent betragen.

    Die 20 Prozent Rabatt setzen sich wie folgt zusammen: 2 % Onlinerechnung, 2 % für Bankeinzug, 3 % für Teilzahlungen, 5 % für Kundenregistrierung Online und restliche 8 %. "Ich bekomme keine Papierrechnung mehr, zahle via Einzug, zahle 10 Teilbeträge und bin Online registriert. Somit bleiben mir 8 % Rabatt auf 72 Cent - eine Bauernfängerei", so die 42-Jährige enttäuscht.

    Freilich es gibt den Strompreisdeckel und den blau-gelben Strompreisrabatt. Konkret wird der Preis bis zu einem Verbrauch von 2.900 Kilowattstunden gesponsert. Bis dahin sind nur 10 Cent pro Kilowattstunde zu bezahlen. Nur der Strompreis für private Verbraucher wird bei 40 Cent gedeckelt. Sprich bei 72 Cent minus 8 % Rabatt bleiben immer noch 66,24 Cent, also über 26 Cent pro kWh. Der blau-gelbe Rabatt wird zwar bei den Teilzahlungsvorschreibung - die Höhe richtet sich nach Haushaltsgröße - abgezogen, dennoch kann von einem fairen Preis nicht mehr die Rede sein.

    Das sagt EVN

    "Wenn ich mich jetzt ein Jahr binde und der Strompreis über den Sommer sinkt, pickt der hohe Tarif bis Ende März 2024. Andererseits: er hat sich seit März 2022 vervierfacht - dh. der nächste Sprung sind dann 1,44 Euro pro kwH", so die 42-Jährige verzweifelt fragend.

    Die EVN kam mit einer Standard-Floskel: "Viele Energieunternehmen bieten für Neukunden nur einen Tarif an. Zum Beispiel Wien Energie oder Verbund. In den nächsten Monaten wird sich das hoffentlich ändern. Für Bestandskunden gibt es auch andere Tarifangebote. Die Dame, die sich beschwert hat, kann mich sehr gerne persönlich kontaktieren. Wir werden eine gute Lösung finden."

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