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"Grausamer Überlebenskampf dauerte über Tage"

Ein Jäger entdeckte Freitag zwei Hirsche, die durch einen Zaun aneinandergefesselt waren. Ein Tier war bereits tot, das andere musste erlöst werden.

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    Am Freitag (2. Oktober 2020) fand ein Jäger diese zwei Hirsche vor.
    Am Freitag (2. Oktober 2020) fand ein Jäger diese zwei Hirsche vor.
    Kevin Bless

    Ein Jäger war vergangenen Freitag im Raum Lüsis (Schweiz) unbewaffnet auf Fotosafari. Dabei entdeckte er zwei Hirsche, die durch eine Litze (Teil eines Drahtseils) eines verwahrlosten Elektrozauns aneinandergefesselt waren. "Der eine Hirsch war schon qualvoll eingegangen, während der andere sich noch mit letzten Kräften zu befreien versuchte", so Peter Weigelt, Präsident Revierjagd St. Gallen und Mitglied des Initiativkomitees "Stopp dem Tierleid".

    Die massiv aufgewühlte Erde, die auf den Fotos sichtbar ist, sei ein Zeichen dafür, dass der Überlebenskampf des Tieres grausam war und wohl über Tage dauerte. Das Portal Die Ostschweiz hat ebenfalls darüber berichtet.

    Vom Leid erlösen

    Abgespielt hat sich das Drama laut Weigelt im Wildasyl Gamsberg auf einer als Brunftplatz bekannten Alp. "Dass hier fahrlässig Zäune liegengelassen und weder unterhalten noch kontrolliert werden, ist ein Skandal", findet er. Der herbeigerufene Wildhüter habe den noch lebenden Hirsch mit einem Schuss von seinem Leid erlösen müssen.

    Für Weigelt zeigt sich bei diesem Beispiel einmal mehr, dass die Initiative "Stopp dem Tierleid – gegen Zäune als Todesfallen für Wildtiere" dringend notwendig sei. Im Kanton St. Gallen gibt es laut Dominik Thiel, Leiter Amt für Natur, Jagd und Fischerei Kanton St. Gallen, keine genauen Bestimmungen, wie lange Zäune unbenutzt stehen dürfen. Eine gesetzliche Regelung sei derzeit in Erarbeitung. Der Kantonsrat hat die Regierung in der Junisession beauftragt, einen Gegenvorschlag zur Initiative auszuarbeiten. "Darin wird die Frist für das Wegräumen nicht mehr benutzter Zäune geregelt werden", so Thiel. Die Initiative selbst wurde abgelehnt.

    Den zweiten Hirsch zu erlösen, war laut Thiel die einzig richtige Entscheidung. Eine Betäubung eines solch großen Tieres in gestresstem Zustand sei aufgrund des hohen Stresshormonpegels unmöglich. Und eine erhöhte Dosis von Betäubungsmitteln hätte das Tier nicht überlebt. "Beim Versuch, sich loszureißen, hatte sich der überlebende Hirsch ein Geweihspross in den Kopf gerammt und war ebenfalls bereits schwer verletzt", so Thiel. Der Abschuss sei deshalb zwingend gewesen, um das Tier zu erlösen.

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