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Geheimer Föten-Friedhof stellt betroffene Frauen bloß

Etwas abgelegen, auf einem Friedhof in Rom, wurden 108 kleine Kreuze entdeckt. Sie alle tragen den Namen von Frauen, die abgetrieben haben.

Leo Stempfl
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Rom, Symbolbild
Rom, Symbolbild
iStock

Eine Frau entdeckte am Flaminio-Friedhof in Rom zufällig ihren Namen auf einem kleinen Kreuz. Dieses besteht aus Metall und Holz und steht in einem Meer zwischen 108 anderen. Sie postet ein Foto davon auf Facebook, es geht viral.

Wie sich herausstellt, sollen hier die unzähligen Föten begraben sein, die von Frauen abgetrieben wurden. Ohne, dass Betroffene etwas davon mitbekommen hätten. Die Frauen sind fassungslos angesichts dieser öffentlichen Anprangerung. "Dass sich jemand die Leiche meiner Tochter angeeignet hat, eine Bestattung stattfand und sie unter einem Kreuz mit meinem Namen begraben wurde - diese Vorstellung reißt eine alte Wunde wieder auf", sagt Francesca, eine der vielen betroffenen Frauen.

Katholisch geprägt

Italien ist immer noch sehr stark katholisch geprägt, das Grundrecht der Abtreibung heftig umstritten. Diese ist nur in den ersten 90 Tagen legal, Ärzte können den Eingriff allerdings verweigern, rund 70 Prozent machen auch von diesem Recht Gebrauch. Über einhundert Frauen meldeten sich nach Bekanntwerden und forderten Ermittlungen.

Dieses "hässliche, autoritäre Vorgehen" sei ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, so Elisa Ercoli, Präsidentin der Organisation Differenza Donna. Im norditalienischen Brescia wurde ein weiteres derartiges Gräberfeld auf einem Friedhof entdeckt. Die zuständige Behörde in Rom teilte mit, der Embryo sei nach Anweisung des Krankenhauses bestattet worden, in dem die Abtreibung stattfand.