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140 Frauen schwanger, weil Staat Pille ohne Wirkung gab

Sie erhielten vom Staat eine wirkungslose Antibabypille, jetzt sind sie schwanger. Über 140 Frauen müssen sich nun dieser Tatsache stellen.

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Eigentlich sollte sie die Selbstbestimmung unterstützen und vor allem wirken: die Antibabypille. Nun sind in Chile wohl über 140 Frauen schwanger geworden, weil ihnen der Staat wirkungslose Tabletten abgegeben hatte. Und das in einem Land, das punkto Abtreibung eines der restriktivsten der Welt ist.

Auf den ersten Blick nur eine Zahl, verbergen sich dahinter allerdings Schicksale. Für Melanie Riffo zum Beispiel hat das alles gravierende Konsequenzen. Die Kassiererin in einem Sushi-Restaurant hatte sich eigentlich für die Verhütungsmittel entschieden, weil sie in ihrer augenblicklichen Lebensphase weder einen Platz noch genügend finanzielle Mittel für ein Kind habe. Zudem lebt sie noch bei ihrer Mutter, die an Krebs erkrankt sei, schreibt "RND". "Ich habe kein sicheres Zuhause für das Kind."

Blister fehlerhaft bestückt

Verursacht hat diese Situation ein Fehler beim Abpacken der Tabletten in die Blister. Die 21 Pillen mit Wirkung und sieben Placebos waren verkehrt herum eingefüllt. Tatsächlich war das Problem bereits seit längerem bekannt, im August 2020 war eine Rückrufaktion für 130.000 Packungen gestartet worden, die laut dem "Standard" bereits seit September 2019 im Umlauf waren.

Die chilenischen Behörden sind nun daran, diesen Missstand aufzuarbeiten. Die Firmen, die die Blister bestückt hatten, wurden unterdessen wegen Produktion und Verteilung mangelhafter Produkte mit einer Strafe von umgerechnet 76.000 Euro gebußt und vorübergehend vom Markt suspendiert.

Selbstbestimmung weiter eingeschränkt

Dies mag wichtig und richtig sein, es wird den betroffenen Frauen allerdings kaum helfen. Chile galt lange Zeit als eines der Länder mit den restriktivsten Abtreibungsverboten weltweit. Zwar sind seit 2017 auf dem Papier Ausnahmen erlaubt, doch noch heute kann eine "normale" Abtreibung mit Gefängnis bestraft werden. Der Staat nimmt ihnen somit zum zweiten Mal die Möglichkeit zur Selbstbestimmung.

Es handelt sich um das Produkt Anulette CD. Hergestellt wird das Medikament laut dem "RND" von den chilenischen Unternehmen Silesia und Andrómaco, die zur Gruppe des deutschen Pharmaunternehmens Grünenthal mit Sitz in Aachen gehören.

Circa 380.000 Frauen erhalten die Antibabypille aufgrund ihrer Verhältnisse gratis vom Staat.

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