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Darum fällt der Corona-Test bei Zitrone positiv aus

Papaya, Apfelmus und jetzt die Zitrone: Die Liste der Lebensmittel, bei denen Coronatests ein positives Testergebnis ausspucken, wird immer länger.

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    Wie sicher sind Corona-Schnelltests? Diese Frage dürften sich einige Menschen stellen.
    Wie sicher sind Corona-Schnelltests? Diese Frage dürften sich einige Menschen stellen.
    20min/Marco Zangger

    Darum gehts
    > Immer wieder tauchen in den sozialen Medien Meldungen auf, die die Corona-Schnelltests in Verruf bringen sollen.
    > Konkret sollen positiv getestete Lebensmittel beweisen, dass die Tests unbrauchbar sind.
    > Wer den "Beweisfotos" glaubt, übersieht jedoch einen wichtigen Punkt.

    Für die Früchte, die verschiedenen Quellen zufolge schon positiv auf das Coronavirus getestet wurden, bräuchte man schon fast einen Obstkorb: Zu Papaya und Apfelmus gesellt sich nun noch die Zitrone, wie ein News-Scout schrieb. Bei ihnen allen soll ein Corona-Schnelltest angewandt worden sein, der nach Ablauf der vorgegebenen Zeit ein positives Ergebnis angezeigt habe.

    Die entsprechenden Beiträge werden in den sozialen Medien vor allem von Corona-Leugnern und -skeptikern und Maßnahmenkritikern seit Wochen geteilt. Auch die Meldung über das Cola-Experiment des FPÖ-Politikers Michael Schnedlitz war bevorzugt in diesen Kreisen ein Thema. Mit ihm wollte er die vermeintliche Sinnlosigkeit der Corona-Schnelltests anprangern.

    Die den Posts zur Seite gestellten "Beweisfotos" sind echt. Trotzdem muss keines der Lebensmittel in Quarantäne. Und die Tests sind auch nicht fehlerhaft.

    "Wir haben dieses Produkt nicht an Apfelmus erforscht"

    Zurückzuführen sind die falsch-positiven Ergebnisse auf die falsche Anwendung, erklärte Kai Markus Xiong, Sprecher von MEDSan, einem Hersteller eines der Tests, der für die Frucht-Experimente genutzt wurde, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Wir haben dieses Produkt nicht an Apfelmus erforscht, das ist auch nicht unsere Aufgabe." Der Test müsse beim Menschen zuverlässige Ergebnisse liefern. "Ihn auf Lebensmittel anzuwenden, heißt nicht, dass es Zweifel an seiner Aussagekraft beim Nachweis von Sars-CoV-2 gibt."

    Bei den Corona-Schnelltests handelt es sich in der Regel um einen Antigen-Test. Während man beim PCR-Test in den Nasen- und Rachenabstrichen nach Erbgut von Sars-CoV-2 fahndet, sucht man bei ihnen nach Eiweißmolekülen, die charakteristisch für das Virus sind. Findet man solche vor, zeigt der Teststreifen positiv an. So ist es zumindest bei sachgemäßer Anwendung.

    Falsche Anwendung, falsches Ergebnis

    Dass der Test auch bei den Lebensmitteln anschlägt, liegt bei Cola, Apfelmus und Zitrone an der Säure, die sie enthalten. Die Säure könne die Eiweiße auf dem Teststreifen zersetzen, an denen eigentlich die Eiweiße des Virus andocken sollen, zitierte die Deutsche Presse-Agentur DPA Christoph Pedain von Siemens Healthineers. Damit würden die vermeintlichen Beweisfotos schlicht nachweisen, dass die Eiweiße am Teststreifen zerstört sind.

    Immunbiologe Thomas Decker von der Universität Wien fasst seine Erklärung etwas weiter: "Der Test ist für Bedingungen entwickelt worden, welche geeignet sind, die Bindung eines Antikörpers an Antigene zu erlauben, und nicht für Reaktionen in irgendwelchen klebrigen Lebensmitteln. Ebenso könnte man sich darüber mokieren, dass ein Auto nicht mehr fährt, wenn man Apfelmus in den Tank füllt." Gleiches gilt auch für die Papaya.

    Immer wieder in den Medien

    Die Corona-Schnelltests sind auf Social Media immer wieder mal Thema. So verbreiteten einige Menschen die These, in die Teststäbchen seien absichtlich gefährliche Morgellons eingebracht. Andere teilten Meldungen, wonach die Teststäbchen mit einer krebserregenden Ethylenoxid-Schicht überzogen seien. Zuletzt hieß es, die Testflüssigkeit enthalte mit Octylphenol eine hochgiftige Substanz. In allen drei Fällen gaben Fachleute Entwarnung.