Gesundheit

Impfneid! Der Corona-Piks spaltet - auch Freundschaften

Fast drei Millionen Österreicher haben ihre erste Corona-Impfung erhalten. Ein Grund zur Freude, wenn da nur nicht Impfneid und Impfscham wären.

Christine Scharfetter
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Die Corona-Impfung spaltet derzeit die Nation: Nicht nur in der Frage ob, sondern auch wann. (Symbolbild)
Die Corona-Impfung spaltet derzeit die Nation: Nicht nur in der Frage ob, sondern auch wann. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Ein stolzes und glückliches Foto von Oberarmen mit Pflaster oder ein Bilder vom Impfpass auf Instagram & Co.? Für viele undenkbar. Denn ein zunehmender Impfneid führt vermehrt zu einer sogenannten Impfscham. Ganz unabhängig davon, ob es sich um das Pfizer-Vakzin oder den verschmähten AstraZeneca-Impfstoff handelt.

Anna P. (Name von der Redaktion geändert) wurde als Mitarbeiterin einer Arztpraxis bereits im Februar komplett immunisiert. Die neue Freiheit hat sie ab 19. Mai damit zwar zurückgewonnen, einen Freund jedoch verloren. "Seitdem er weiß, dass ich geimpft bin, will er sich nicht mehr mit mehr treffen", erzählt die junge Österreicherin.  

Er fände es eine Frechheit, dass sie die Impfung nicht abgelehnt hat, damit andere an die Reihe kommen. Dass sie dadurch nicht nur sich, sondern vor allem auch die Patienten schützt, ist für den Freund wohl irrelevant. Ein guter Grund für Anna P., bis heute weitestgehend über die beiden Pikse zu schweigen.

Impfscham nimmt zu

Ein Phänomen, vor dem immer mehr Österreicher Angst haben. "Neben Neidern habe ich mir auch ersparen wollen, mich rechtfertigen zu 'müssen', wieso ausgerechnet ich denn schon darf", erklärt eine Influencerin, die legal (!) geimpft wurde. Ebenso wie Babsi R. (Name geändert): "Ich habe es auf Insta nicht zeigen wollen, um keinen Hate zu bekommen." Sie wurde bereits im März mit dem AstraZeneca-Vakzin gepikst. Jenem Impfstoff, der so oft für negativ Schlagzeilen gesorgt hat und mittlerweile von vielen Personen nicht nur aus priorisierten Gruppen abgelehnt wird. 

Bei Lilly S. (Name geändert) geht der Neid sogar soweit, dass ihre Statur und damit eine Risikogruppe thematisiert werden: "Als dicker Mensch muss ich sagen, dass Aussagen in die Richtung 'Na nehmts ab und uns nicht die Impfungen weg' schon auch von einigen zu hören ist."

Die Angst des Zu-kurz-Kommens

Doch woher kommt dieser Impfneid? "Natürlich sind die Leute, vor allem jetzt, wo aufgemacht wird und Geimpfte Vorteile genießen, neidisch", sagt Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie des AKH Wien. "Das ist eine natürliche, menschliche Reaktion, die es immer schon gab und immer geben wird."

Allerdings sollte man sich von Seiten der Regierung Gedanken darüber machen, wann tatsächlich der richtige Zeitpunkt für die Öffnung des Landes ist. "Leute haben jetzt Vorteile, obwohl es nicht ihr Verdienst ist, sondern einfach nur aus der Tatsache heraus, dass sie einer bestimmten Gruppe angehören. Da ist Neid vollkommen verständlich."

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