Niederösterreich

3 Wochen nach Schulstart – Pädagogen knapp vor Burnout

Lehrer und Schulleiter sind seit Schulbeginn mit Zusatzaufgaben eingedeckt. In einem offenen Brief machen sie auf die Auswirkungen aufmerksam. 

Tanja Horaczek
Teilen
Die zusätzlichen Aufgaben seit Beginn der Pandemie fordern das Lehrpersonal.
Die zusätzlichen Aufgaben seit Beginn der Pandemie fordern das Lehrpersonal.
Screenshot/ Video

Irgendwann ist es genug! PCR-Tests herrichten, Daten abfragen und eingeben, Tests kontrollieren, Teströhrchen mit Pickerl versehen und die Flut an Emails bewältigen - das und andere Sachen sind die neuen Zusatzaufgaben von Lehrern und Schulleitern seit Beginn des Schuljahres. Drei Wochen nach Schulbeginn fragte die Gewerkschaft und Personalvertretung der Pflichtschullehrer an der Basis nach. Und die Rückmeldungen waren nicht gerade positiv.

Claudia Andre, Vorsitzende der NÖ Landeslehrer, macht auf die Situation des Lehrpersonals aufmerksam.
Claudia Andre, Vorsitzende der NÖ Landeslehrer, macht auf die Situation des Lehrpersonals aufmerksam.
NÖ Landeslehrer

"Schulbeginn war noch nie so fordernd wie heuer"

"Jeder versucht so pflichtbewusst wie möglich diese Aufgaben zu bewältigen. Keiner beklagt sich - aber wenn es dann zu logistischen Problemen kommt und Test nicht abgeholt werden und diese dann ungültig sind und der ganze Spaß noch einmal gemacht werden muss, dann ist es auch genug", sagt die Vorsitzende des Zentralausschuss der Landeslehrer Claudia Andre. Und das ist nur ein Punkt der von den Pädagogen genannt wurde. Erfahrene Schulleiter teilten mit, dass ein Schulbeginn noch nie so fordernd, zeitaufwendig und belastend wie der heurige gewesen ist.

Keine einheitliche Vorgehensweise

Die unkoordinierte und mehrgleisige Informationsweitergabe vom Bundesministerium, der Bildungsdirektion und weiteren Stellen ist verwirrend. "Ständig kommen neue Erlässe, Mitteilungen und Verordnungen - das oft innerhalb einer Woche", so Andre. Die Schulleiter müssen jetzt auch rund um die Uhr erreichbar sein, weil sich permanent etwas ändern kann oder positive Covid-Tests über das Wochenende eintrudeln können. "Besonders belastend ist auch, dass es keine einheitliche Vorgehensweise von der Gesundheitsbehörde gibt. Jede Bezirkshauptmannschaft entscheidet anders bei positiven Coronafällen", weiß Andre. 

"Es ist an der Zeit, die Schule wieder in Ruhe arbeiten zu lassen!"

Angst vor bevorstehenden Externistenprüfungen

Zwei Themen tauchten bei den Rückmeldungen auch immer wieder auf: Die verpflichtenden pädagogischen Fortbildungsveranstaltungen zum Thema QMS (Qualitätsmanagementsystem für Schulen) zeitgleich zum stressigen Schulbeginn und der Corona-Sicherheitsphase (Testphase) und die hohe Zahl an Abmeldungen von Schülern zum häuslichen Unterricht und der damit verbunden berechtigten Angst der Kollegen vor den bevorstehenden, unkoordinierten Externistenprüfungen.

Und so schaut die gesundheitliche Seite derzeit bei den Pädagogen und Schulleitern in Niederösterreich aus:

Drei Wochen nach Schulbeginn klagen Leiter vermehrt über psychische und physische Probleme. Für den Beruf brennende Direktoren und Lehrer fühlen sich müde, ausgebrannt und erschöpft und stehen bereits jetzt knapp vor einem Burnout. "Nur dem Pflichtbewusstsein und der Engelsgeduld unserer Leiter  und Lehrer ist es zu verdanken, dass das Chaos der übergeordneten Dienststellen und der Gesundheitsbehörden immer wieder zum Besseren gewendet werden konnte und Schule zum Glück so läuft, wie es sich alle an Schule beteiligten Schulpartner erwarten", teilt Andre mit. Aber: Eines muss allen klar sein - es ist an der Zeit, die Schule wieder in Ruhe arbeiten zu lassen!