Welt

Infektion als Immunsystem-Training? Das sagt Drosten 

Was hat eine Corona-Infektion mit einem Steak zu tun? Der deutsche Virologe Christian Drosten versucht, einen Mythos mit dem Vergleich aufzuklären.

Tobias Kurakin
Teilen
Christian Drosten ist in der Pandemie zu einer Art Popstar der Virologie geworden - nun spricht er launig über Impfmythen.
Christian Drosten ist in der Pandemie zu einer Art Popstar der Virologie geworden - nun spricht er launig über Impfmythen.
Rolf Vennenbernd / dpa / picturedesk.com

Immer wieder hört man im Internet das Gerücht, dass durch eine Infektion das Immunsystem trainiert werden würde. Die absichtliche Infektion mit dem Coronavirus wäre demnach einigen Bürgerinnen und Bürgern ein Anliegen. So würden sie dadurch auch der Impfung entfliehen.

Ansteckungs-Partys häufen sich 

Mittlerweile häufen sich demnach auch die Berichte von Ansteckungs-Partys bei denen Infizierte mit zumindest körperlich gesunden Personen Zuckerl teilen, um auch diese mit dem Virus zu infizieren. Die Logik der freiwillig infizierten Personen: nachdem sie eine Infektion überstanden haben, gelten sie als genesen - eine Impfung ist daher nicht notwendig. 

Der Leiter der Virologie der Charité in Berlin Christian Drosten reagiert auf komödiantisch auf den scheinbar virologischen Sensationsfund. "Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren", schreibt der Star-Virologe auf Twitter. 

Während einige seiner Follower sofort mit Lachsmileys und breiter Zustimmung den Tweet kommentieren und reposten, kritisieren einige Nutzer Drosten auch. Im September hatte Drosten im NDR-Podcast noch die These vertreten, dass eine Immunisierung durch die Infektion Auffrischungsimpfungen obsolet machen würden. 

Drosten antwortet auf den Vorwurf ,seine Meinung schneller zu ändern, als Israel Impfdosen verabreicht. Eine Infektion wäre demnach nur für gesunde Menschen, die bereits zwei Impfungen erhalten haben, eine mögliche Option. Abschließend klärt Drosten zudem seine Leserschaft über den Unterschied zwischen einer Immunreaktion und einem starken Immunsystem auf. 

Dabei würden sich diese Begriffe wie Lernen vs. Intelligenz verhalten. "Ich kann ein Gedicht auswendig lernen, bin dadurch aber nicht intelligenter", so Drosten, der weiter ausführt: "Ich kann eine Infektion überstehen, habe dadurch aber nicht 'mein Immunsystem gestärkt'". Die Immunreaktion des Körpers könne sich demnach verändern, das Immunsystem bliebe jedoch als Basis bestehen. 

1/6
Gehe zur Galerie
    Beschimpft, bedroht und tätlich angegriffen: Viele Fachleute, die sich öffentlich zu Themen rund um die Covid-19-Pandemie äußern, haben diese Erfahrung gemacht: So etwa der deutsche Virologe Christian Drosten.
    Beschimpft, bedroht und tätlich angegriffen: Viele Fachleute, die sich öffentlich zu Themen rund um die Covid-19-Pandemie äußern, haben diese Erfahrung gemacht: So etwa der deutsche Virologe Christian Drosten.
    Michael Kappeler/dpa