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"Uncharted: Legacy of Thieves Collection" – PS5-Juwel

Wer eine PlayStation 5 besitzt, kommt an der neuen "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" nicht vorbei. Zwei Top-Games sind damit nun noch besser.

Rene Findenig
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Für Besitzer der PlayStation 5 ist die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" ein Muss – auch wenn sie die Originale kennen.
Für Besitzer der PlayStation 5 ist die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" ein Muss – auch wenn sie die Originale kennen.
PlayStation

Die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" ist da und vereint die beiden PS4-Games "Uncharted 4: A Thief's End" und "Uncharted: The Lost Legacy" technisch aufbereitet für die neue Konsolengeneration PlayStation 5. War das nötig? Das werden sich wohl viele Kenner der Originale fragen, schließlich sind beide Games noch nicht allzu in die Jahre gekommen und machten auch auf der vorigen PlayStation-Generation vor allem grafisch mächtig Eindruck. Die Hochglanz-Games sind in der "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" aber besser denn je und die definitiven Versionen, wie der "Heute"-Test zeigt.

Vorab zu einer Kurzzusammenfassung der beiden Originaltitel aus unseren Tests. "Uncharted 4" gilt als Meilenstein der Game-Geschichte, schließlich war es das Spiel, das Titelheld Nathan Drake in Pension geschickt hatte. Zuvor hatte der Held Zocker fast zehn Jahre lang durch die Abenteuer begleitet. Auf die Bombast-Action seiner Vorgänger verzichtet "Uncharted 4" natürlich nicht, aber der Titel wirkt auch nicht so gehetzt. Das liegt zum einen daran, dass bildgewaltige Umgebungen den Spieler innehalten lassen, zum anderen, die die Story tiefgründiger und emotionaler erzählt wird.

"Großes aus kleinen Dingen" geschaffen

Aus dem einstigen Schatzsucher ist ein zurückgezogener Mann geworden, der das Familienleben genießt – der Spieler darf in Rückblicken aber auch Szenen aus der Kindheit Drakes erleben. Und man stellt sich irgendwann die Frage, ob das Abenteurerleben alles sein kann. Ein erzählerisches Meisterstück von Naughty Dog, denn fast will man das Gamepad hier aus der Hand legen und Nathan Drake seine Ruhe finden lassen. Wäre da nicht ein sagenumwobener Schatz und eine Spur ins mythische Piratenutopia Libertalia. "Uncharted 4" geht nicht nur an den Finger am Abzug, sondern ans Herz.

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    "Uncharted 4: A Thief's End" und "Uncharted: The Lost Legacy" haben es nun in die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" für die PlayStation 5 geschafft.
    "Uncharted 4: A Thief's End" und "Uncharted: The Lost Legacy" haben es nun in die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" für die PlayStation 5 geschafft.
    PlayStation

    "Großes aus kleinen Dingen", "Sic Parvis Magna", ist nicht nur das Motto des Abenteurers, sondern dürfte auch das der Entwickler gewesen sein. Schluchten, Inseln, das Meer, die Unterwasserwelt, Berge, Seen, Wüsten, ständig ist man von dermaßen eindrucksvollen Panoramen begleitet, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Im hellen Sonnenlicht oder in schattigen Höhlen, was hier gezeigt wird, sucht seinesgleichen. Kaum ein Spiel hat bisher eingeladen, die Fotofunktion der Konsole zu nutzen. Die Detailverliebtheit zeigt sich aber auch bis hin zu den kleinsten Gegenständen und Gegebenheiten.

    Alles, was "Uncharted"-Fans lieben – nur besser

    Eigentlich angekommen in seinem bürgerlichen Leben, durchforstet Nathan "Nate" Drake seinen Dachboden nach Erinnerungsstücken. Mit einer Spielzeugpistole erinnert er sich wehmütig an seine Zeit als Schatzjäger, mit allerlei inspizierbaren Fundstücken wird der Spieler an die ersten drei Teile erinnert. Die Sonne taucht den Raum in ein wärmendes Licht. Man setzt sich vor eine alte PlayStation, und zockt einfach einmal eine Runde Crash Bandicoot (ja, wirklich!). Naughty Dog zeigt im Spiel Witz und Nostalgie, ohne es lächerlich wirken zu lassen. Die Grafik ist atemberaubend, das Game top.

    Bevor man sich zu sehr in Gefühlen verlieren kann, stolpert, springt und schießt sich Nathan aber erst einmal die Seele aus dem Leib. Und daneben, dass dies noch nie so überwältigend ausgesehen hat, hat es sich auch noch nie so gut und flüssig gespielt. Nathan reagiert in Third-Person-Perspektive auf den Punkt auf die Kommandos per Stick. Springen, schwingen, rutschen, schwimmen, rollen, ducken, schießen, verstecken – das was "Uncharted"-Spieler lieben, findet man auch hier wieder, nur schneller und präziser. Zudem wechselt das Spiel fließend zwischen Gameplay und Videosequenzen hin und her.

    Einst das Magnum Opus der PlayStation 4

    "Uncharted 4: A Thief's End" war eines der besten Spieler der PlayStation 4, wenn nicht sogar ihr Magnum Opus, das Meisterwerk. Eine atemberaubende Kulisse, eine emotional-bahnbrechende Story und ein beeindruckendes Gameplay verbanden sich zu einem Videospiel-Kunstwerk. Umso höher war die Latte für den neuen Teil gelegt – in "Uncharted: The Lost Legacy" gab es nicht nur eine eigenständige Erweiterung des Games, sondern auch neue Heldinnen. Chloe Frazer und Nadine Ross beerben Nathan Drake, schlugen aber nicht weniger gewaltig zu und ein als der pensionierte Abenteurer.

    "The Lost Legacy" spielte etwa ein Jahr nach den Ereignissen von "Uncharted 4". Die Hauptfigur war die Diebin Chloe Frazer, die Fans aus "Uncharted 2: Among Thieves" und "Uncharted 3: Drake's Deception" in guter Erinnerung hatten. In Indien machte sie sich auf die Suche nach dem unbezahlbaren Relikt "Ganeshas Stoßzahn" und durfte dabei auf die Unterstützung der aus "Uncharted 4: A Thief's End" bekannten Söldnerin Nadine Ross setzen. Zumindest der Start, das Zusammenraufen von Chloe und Nadine, verlief erst einmal holprig. Das Spielerlebnis zum Glück nicht, denn der Teil hatte gewaltig Charme.

    Frauen-Power zeigte sich ebenso stark

    Zehn Stunden begleitete man das Frauen-Powerteam auf ihrem Abenteuer, in dessen Mittelpunkt nur vermeintlich die actionreiche Handlung stand. Der wahre Star lauerte im Hintergrund und wurde im Gegensatz zu den Vorgängern stärker herausgearbeitet: Die Chemie zwischen den Ladys, wenn sie erst einmal die Startschwierigkeiten überwunden hatten. Weder Chloe noch Nadine waren "handzahm", müssen aber zusammenarbeiten. Das brachte einen stärkeren emotionalen Reiz in die Sache, am Gameplay änderte sich beim Klettern, Schießen, Laufen und Rätseln dagegen kaum etwas.

    Den größten Unterschied brachten da noch ein stärkerer Schleich-Einsatz und das Markieren von Feinden aus der Deckung. Dazu zeigte sich die Umgebung durchdachter und abwechslungsreicher. Überall gab es bei Gegner-Gruppen die Möglichkeit zum Frontalangriff samt Deckungen, oder eben Verstecke, aus denen ein leiser Überfall gestartet werden konnte. Wobei die Brechstange in "The Lost Legacy" nicht empfehlenswert war, denn der normale Schwierigkeitsgrad war heftiger, als es noch bei den Vorgängern der Fall war. Eine Dame steuerte dabei der Spieler, die zweite gab es öfters als KI-Begleitung.

    Nun gibt es beide Meisterwerke für die PS5

    Grafisch und erzählerisch fand man bei "The Lost Legacy" einmal mehr kein Haar in der "Uncharted"-Suppe. Vorbei war es allerdings vorerst mit den weltumspannenden Abenteuern – die Handlung beschränkte sich auf die indische Wildnis mit all ihrer Schönheit und zeigte sich einmal mehr von der grafisch opulenten Seite. Die Erweiterung spannte einen actiongeladenen Bogen von einem wiederum legendären Schatz über einen fiesen Hauptbösewicht bis hin zu einem abenteuerlich-genussvollen Ende. Das "Uncharted"-Rezept ging wieder voll auf, auch "The Lost Legacy" wurde ein Hit.

    Bildhübsch anzusehen: Auf der PlayStation 5 hat die Grafik noch einmal ordentlich angezogen.
    Bildhübsch anzusehen: Auf der PlayStation 5 hat die Grafik noch einmal ordentlich angezogen.
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    Nun schaffen es beide Teile in der neuen "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" technisch überarbeitet auf die PlayStation 5, inhaltlich bleibt dagegen alles komplett so, wie man es von den Originalen kennt. Später im Jahr sollen beide Games übrigens auch auf dem PC zockbar sein. Grafisch wurde bei beiden Games auf Hochglanz aufpoliert. Spieler dürfen zwischen drei Modi wählen. Im Performance-Modus geht man mit 2.560 x 1.440 Pixel auf Abenteuerjagd und freut sich dabei über Bilder pro Sekunde (fps), im Grafik-Modus gibt es 4K-Auflösung und noch mehr Details und Lichteffekte, dafür aber 30 fps. Der Ultra-Leistungsmodus geht schließlich auf 120 fps rauf, schraubt die Auflösung aber auf 1.080p herunter.

    Bei der Steuerung wäre noch mehr drinnen gewesen

    Damit Spieler den direkten Vergleich zwischen dem Modi bekommen, können sie unter ihnen jederzeit im Menü wechseln. Unser Favorit war und blieb allerdings der Performance-Modus, der auch als "Standard"-Modus voreingestellt ist. Er bietet den besten Mix aus großartigen Details und gleichzeitig flüssiger Action, auch bei wilden Massenschießereien und Verfolgungsjagden. Daneben lädt die Collection die beiden Spiele dank PS5 übrigens superschnell – meist dauert es nicht einmal eine Sekunde, bis man wieder ins Gameplay einsteigen darf. Spieler der Originale dürfen ihre Spielstände übertragen.

    Etwas mehr wäre bei der Nutzung des DualSense-Controllers drinnen gewesen. Zwar ruckelt und zuckelt der bei Fahrten und Sprüngen angenehm in der Hand und auch der Widerstand der Trigger-Tasten in Nahkämpfen und beim Ballern ist gut – allzu viele verschiedene Effekte werden dem Spieler aber nicht geboten. Wer "Astro's Playroom" oder "Ratchet & Clank: Rift Apart" bereits mit dem DualSense-Controller erlebt hat, der weiß, was dieser wirklich leisten kann. So sind das haptische Feedback und der Trigger-Widerstand in der "Uncharted"-Sammlung nett gemeint, bleiben aber etwas unter den Erwartungen zurück.

    Kinoreifer Sound und ein Juwel für PS5-Besitzer

    Ganz großes Kino ist dagegen der neue Sound, der schon auf dem TV toll klingt, so richtig Wumms aber mit der Nutzung des Pulse-Headset von PlayStation mit 3D-Audio bekommt. Selbst leise Schritte auf Glas oder Marmorböden lassen sich da "erhorchen", zudem können Feinde durch die Audio-Effekte exakt geortet werden. Was aber inhaltlich letztlich doch etwas überrascht: Eine Multiplayer-Funktion hat PlayStation in der Collection bei beiden Games gestrichen, es handelt sich auf Next-Gen nun um reine Singleplayer-Erlebnisse. Mit rund 50 Euro für die Sammlung geht der Preis letztlich voll in Ordnung.

    "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" – PS5-Juwel
    "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" – PS5-Juwel
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    Egal ob man nun "Uncharted 4: A Thief's End" und "Uncharted: The Lost Legacy" kennt oder nicht, die "Uncharted: Legacy of Thieves Collection" ist ein Juwel und ein Muss für PlayStation-5-Zocker. Die grafische Überarbeitung ist gut gelungen, inhaltlich sind die Spiele kaum gealtert und noch immer Meisterwerke und gestrichen wurde nur der Multiplayer. Der neue Sound ist zudem bombastisch, den DualSense-Einsatz dagegen hätte man noch intensivieren dürfen. Doch auch wenn wir Nathans, Chloes und Nadines Abenteuer schon erlebt haben – mit der Collection tauchen wir gerne noch einmal darin ein.