Wirtschaft

Energie-Konzernchef will zuerst Privaten Gas abdrehen

Mitten in Blackout-Angst und Gas-Sorgen regt der E.ON-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley auf. Im Ernstfall will er erst Privaten das Gas abdrehen.

Rene Findenig
Teilen
Damit die Industrie nicht leidet, sollen Private kein Gas mehr bekommen: Karl-Ludwig Kley.
Damit die Industrie nicht leidet, sollen Private kein Gas mehr bekommen: Karl-Ludwig Kley.
REUTERS

Eigentlich sehen es die meisten Krisen- und Notfallpläne so: Kommt es zu Energie- oder Gas-Knappheit, wird erst die Versorgung der Industrie gedrosselt und danach im absoluten Notfall die Versorgung privater Haushalte. Mit dem Ukraine-Krieg startet indes ein tägliches Zitterspiel um die russischen Gaslieferungen, die vor allem Österreich dringend notwendig hat. In dieser heiklen Situation wirbelt nun Karl-Ludwig Kley, Aufsichtsratschef bei E.ON und Lufthansa, mächtig Staub auf.

Menschen frieren daheim? "Im schlimmsten Fall, ja"

Der Aufsichtsratschef des deutschen Energiekonzerns, der auch in Österreich vertreten ist, will "Gas erst bei den Privaten abschalten, dann bei der Industrie", berichtet der "Spiegel". Ganz offen fordert er die Politik auf, "sehr ernsthaft darüber nachzudenken, ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet und dann bei der Industrie", zitiert der Bericht ein Interview mit dem "manager magazin". Heißt: Damit die Industrie nicht leidet, sollen es die Privaten tun.

Dem Top-Manager ist dabei auch vollkommen klar, dass das frierende Menschen in ihren Häusern im Winter bedeuten würde, während die Industrie weiter versorgt würde: "Im schlimmsten Fall, ja", so seine Einschätzung. Doch seine Begründung dafür: Man müsse dafür sorgen, "dass die Industrie arbeitsfähig bleibt", weil die Volkswirtschaft und das Einkommen daran hänge. Ein Szenario, das nun nicht mehr ganz unwahrscheinlich erscheint: Russland dreht bereits ersten EU-Ländern das Gas ab. 

Russland dreht EU-Ländern das Gas ab

Weil Polen sich weigere, russische Gaslieferungen in Rubel zu bezahlen, liefert Russland kein Gas mehr in das Nachbarland der Ukraine. 55 Prozent der polnischen Gasimporte kommen aus Russland, der polnische Gasnetzbetreiber sagt aber, dass er auf mögliche Kürzungen vorbereitet sei. Der russische Staatskonzern Gazprom stoppte außerdem alle Gaslieferungen nach Bulgarien. Nun droht die Gefahr, dass immer mehr EU-Staaten einen Gas-Stopp aufgezwungen bekommen.

1/15
Gehe zur Galerie
    Der russische Staatskonzern Gazprom hat alle Gaslieferungen nach Bulgarien und Polen gestoppt. Der Schritt Moskaus könnte eine Reaktion auf die Weigerung sein, Gas wie gefordert in Rubel zu bezahlen. Kreml-Chef Putin besteht aber darauf.
    Der russische Staatskonzern Gazprom hat alle Gaslieferungen nach Bulgarien und Polen gestoppt. Der Schritt Moskaus könnte eine Reaktion auf die Weigerung sein, Gas wie gefordert in Rubel zu bezahlen. Kreml-Chef Putin besteht aber darauf.
    VLADIMIR ASTAPKOVICH / AFP / picturedesk.com