Ukraine

Troll-Fabrik greift gezielt westliche Politiker an

Das britische Aussenministerium warnt vor Angriffen russischer Trolle auf westliche Politiker und Künstler.

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Besagte Trollfabrik soll in St. Petersburg ihr Hauptquartier haben.
Besagte Trollfabrik soll in St. Petersburg ihr Hauptquartier haben.
Getty Images/iStockphoto

Russische Internettrolle haben nach Erkenntnissen britischer Forscher gezielt die Internetprofile westlicher Politiker und Künstler mit Kommentaren voller Falschinformationen überzogen. Unter den Betroffenen seien etwa der britische Premierminister Boris Johnson, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, erklärte das britische Außenministerium am Sonntag.

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Auch Künstler wie die französischen Elektromusiker von Daft Punk und die deutsche Band Rammstein standen demnach im Visier der Trolle. Ziel der bezahlten Internetnutzer sei es, mit einer großangelegten Desinformationskampagne in den sozialen Medien die Invasion in der Ukraine zu legitimieren, teilte das britische Außenministerium am Sonntag in London mit.

Fabrik als Hauptquartier

Die Mitarbeiter säßen in einer Fabrik in St. Petersburg, der Arsenal-Maschinenfabrik, die auch Lenkwaffen und Raumfahrttechnik produziert. Sie nutzten die Messaging-App Telegram, um Anhänger zu rekrutieren und zu koordinieren. Diese überschwemmten dann Social-Media-Konten von Kreml-Kritikern mit Kommentaren, in denen sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Angriff auf die Ukraine unterstützten, erklärte das Ministerium.

Die sogenannte Trollfabrik entwickelte den Angaben zufolge neue Techniken, um von Moderatoren der Plattformen nicht entdeckt zu werden. Die Mitarbeiter posteten Kommentare, verbreiteten aber auch verstärkt prorussische Inhalte von legitimen Nutzern, anstatt eigene Inhalte zu erstellen. Spuren ihrer Aktivitäten wurden nach Angaben des Ministeriums auf acht Social-Media-Plattformen gefunden, darunter Telegram, Twitter, Facebook und Tiktok.

Promis im Visier

Die Operation ziele auf Politiker und ein breiteres Publikum in einer Reihe von Ländern ab, darunter Großbritannien, Südafrika und Indien, erklärte das Außenministerium. Es wird vermutet, dass Verbindungen zu Jewgeni Prigoschin bestehen, der von den USA und Großbritannien wegen der Finanzierung der Online-Aktivitäten des Kremls auf Sanktionslisten gesetzt wurde. Er soll die Aktionen geleitet haben, die 2016 die US-Präsidentschaftswahl zugunsten von Donald Trump beeinflusst haben soll.

"Wir können nicht zulassen, dass der Kreml und seine zwielichtigen Troll-Farmen mit ihren Lügen über Putins illegalen Krieg in unsere Online-Räume eindringen", teilte die britische Außenministerin Liz Truss mit. Die britische Regierung habe internationale Partner alarmiert und werde weiterhin eng mit Verbündeten und Medienplattformen zusammenarbeiten, um die russischen Informationsoperationen zu untergraben. Das Ministerium erklärte, es werde seine Erkenntnisse an die Betreiber der Online-Plattformen weiterleiten.

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