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"Sackboy: A Big Adventure" im Test – simpler PC-Ausflug

Das einst PlayStation-exklusive "Sackboy: A Big Adventure" kann nun auch am PC erlebt werden. Allerdings halten sich die Verbesserungen in Grenzen.

Rene Findenig
"Sackboy: A Big Adventure" im Test: Am PC läuft es nun auch rund, allerdings ohne nennenswerte Neuerungen im Vergleich zur PS5-Version.
"Sackboy: A Big Adventure" im Test: Am PC läuft es nun auch rund, allerdings ohne nennenswerte Neuerungen im Vergleich zur PS5-Version.
Sony PlayStation

"Sackboy: A Big Adventure" war eines der süßesten Adventure-Games, das mit dem Start der neuen PlayStation 5 erschienen war. Rund zwei Jahre später darf man die Abenteuer des Leinensack-Männchens und seiner Helfer nun auch auf dem PC über Steam und den Epic Games Store erleben. Im Vergleich zu anderen portierten PlayStation-Games halten sich die PC-Verbesserungen aber in engen Grenzen. Der Grund: Während "Marvel's Spider-Man" oder "God of War" am PC ihre neuen Grafik-Stärken so richtig ausspielen können, ist die Optik von "Sackboy: A Big Adventure" zwar wieder bunt und niedlich anzusehen, die PC-Modi holen aber kaum mehr heraus, als man bereits auf der PlayStation 5 erleben darf.

Das liegt gar nicht daran, dass es nicht jede Menge neuer Grafik-Optionen geben würde. Mit dabei sind etwa 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde, aber auch Super Sampling bei Nvidia-Grafikkarten für eine noch höhere Bildrate und bei entsprechender Hardware sind sogar 120 Bilder pro Sekunde möglich. Herrlich: Selbst mit etwas in die Jahre gekommener Hardware läuft das Spiel meist problemlos, für einen halbwegs guten Eindruck sollten es aber eine GeForce GTX 1060 oder AMD Radeon RX580, ein Intel Core i7-4770K oder AMD Ryzen 5 1500X und 12 Gigabyte Arbeitsspeicher sein, denn dann gibt es auch flüssiges 4K. Aber: Da das Spiel sowieso kein Grafik-Effektmonster ist, ist der Unterschied zur PS5 minimal.

Kaum Wiederspielwert für PS5-Zocker

Neben den neuen Grafikoptionen wartet als PC-Feature außerdem nur eine Unterstützung für verschiedene Controller-Typen, denn obwohl die Tastatur-Maus-Steuerung reibungslos funktioniert, spielt es sich mit dem Gamepad einfach besser. Da freut es, dass auch der neue PS5-DualSense-Controller mit seinem haptischen Feedback und den adaptiven Trigger-Tasten einfach für die PC-Version verwendet werden kann. Der Rest gleich der PS5-Version, weshalb wir an dieser Stelle unsere Testeindrücke wiederholen. Was etwas schade für PC-Spieler ist, die die PS5-Fassung des Games bereits kennen: Durch die Grafikmodi und die Gamepadunterstützung als einzige PC-Neuerungen gibt es kaum Wiederspielwert für Kenner.

    Nach "LittleBigPlanet"-Gruppenabenteuern bekommt nun "Sackboy" mit "A Big Adventure" auf der PS4 und PS5 einen großen Einzelauftritt.
    Nach "LittleBigPlanet"-Gruppenabenteuern bekommt nun "Sackboy" mit "A Big Adventure" auf der PS4 und PS5 einen großen Einzelauftritt.
    Sony PlayStation

    Dennoch handelt es handelt sich um ein zuckersüßes Abenteuer, dass nun endlich auch PC-Spieler ohne Zugang zur PlayStation 5 erleben dürfen. Der kleine Sackboy muss in "Sackboy: A Big Adventure" zum großen Helden werden, denn im 3D-Plattformer-Abenteuer versucht das bösartige Wesen Vex, aus der märchenhaften Welt der Vorstellungskraft einen Ort der Albträume zu machen. Kurzerhand entführt er Sackboys Freunde, zwingt sie zum Bau einer monströsen Maschine und versetzt das sonst so idyllische Land in Angst und Schrecken. Hoffnung gibt aber eine Legende, die die Strickritter als legendäre Beschützer der Welt beschreibt.

    Motto "Strick" zieht sich durch

    "Strick" ist auch das Motto des gesamten Spiel, denn nicht nur die Sackboys zeigen sich in Strickmustern, auch ein Teil der Spielwelten und Kulissen sind aus Fäden genäht und sogar die Weltkarte mit den fünf Spielregionen erscheint im gleichen Stil. Die Idee selbst ist nicht ganz neu: "Tearaway Unfolded" von den ursprünglichen "LittleBigPlanet"-Machern Media Molecule zeigte uns bereits Papierschnipsel-Welten und -Helden, "Yoshi’s Woolly World" und "Yoshi’s Crafted World", wie niedlich Spielwelten aus Garn und Dioramen sein können.

    Dennoch, die vielen Details in den Spielwelten und vor allem die hervorragend gestalteten und animierten Spielfiguren lassen jedes Gamer-Herz höher schlagen. In den Missionen selbst gilt es, so viele Träumerkugeln wie nur möglich einzusammeln, bevor man das Level abschließt. Diese Kugeln schalten nämlich erst nach und nach neue Regionen auf der Weltkarte frei, an deren Ende dann die Begegnung mit dem Oberbösewicht wartet. Bis dahin gibt es nicht nur zahlreiche Plattform-Passagen und Parcours zu bestehen, sondern auch immer wieder Zwischengefechte mit dem fiesen Vex.

    Herausforderung steigt stetig an

    Die ersten Level sind noch der Eingewöhnungsphase geschuldet und stellen keinerlei Herausforderung dar. Während man die tolle Grafik und den unterhaltsamen Sound genießt, lernt man die Steuerung kennen, besiegt erste Feinde und stellt sich den noch nicht allzu kniffligen Sprung- und Lauf-Passagen des Spiels. Doch danach steigt die Herausforderung schnell und immer weiter an. Wichtig ist dabei das Timing, denn Spieler müssen ihre Sackboy- oder -girl-Figur rechtzeitig von Plattformen abspringen lassen, sich an Seilen und Co. festklammern und an ihnen schwingen – und dürfen auch das Loslassen nicht verfehlen.

    Gelingt dies nicht, ist es aber nicht weiter tragisch, denn die Spielfigur startet fast immer genau an der Stelle, an der man zuvor abgestürzt oder anderweitig gescheitert ist. Gegen Ende hin allerdings ist die Herausforderung durchaus knackig, denn dann reihen sich einige Timing-Passagen direkt aneinander und die Steuerung sollte da dann perfekt sitzen. Für Speedrun-Experten und Perfektions-Enthusiasten gibt es abseits der Kampagne zusätzliche besonders knifflige Kurse, die nach Bestzeiten und Höchstpunktezahlen lechzen.

    Hunderte Wege abseits des Pfads

    Der kleine Sackboy hat anfangs nur wenige Bewegungen wie Sprünge und Attacken zur Verfügung, das Sortiment wächst aber von Level zu Level schnell auf 20 an. So kann man dann auch Objekte tragen oder werfen, an Seilen ziehen oder einen kleinen Helfer herbeirufen, der die Figur über Schluchten und Löcher trägt. An manchen Stellen muss dabei zum Fortkommen etwas gerätselt werden, wirklich in einer Sackgasse landet man aber nie. Der Grund: Ist der Hauptweg nicht offensichtlich, kann man über Stricke, Schalter und Knöpfe im Spiel Hunderte andere Bereiche entdecken.

    So detailliert die einzelnen Level mit unglaublich vielen aktivierbaren und zerstörbaren Objekten sind, so abwechslungsreich zeigen sich auch die fünf großen Spielwelten. Mal hüpft man durch einen wilden Dschungel, mal durch eine belebte Wasserwelt – und landet auch im Weltraum. Hier haben die Macher von Sumo Digital tolle Arbeit geleistet, denn jede Welt strotzt nur so vor Leben und wartet mit ganz eigenen Designs, Gegnern und Mechaniken auf. Grafisch übrigens gibt es nicht nur zwischen PC und PS5, sondern auch zwischen PS4- und PS5-Version kaum Unterschiede, nur die Ladezeiten auf der Next-Gen-Konsole sind kaum vorhanden, auf PC und PS4 lädt man etwas länger.

    Starre Kamera, nette Zusatzinhalte

    Bei der Technik läuft alles superflüssig ab, auf der PlayStation 5 und am PC gibt der neue DualSense-Controller zudem einiges an haptischem Feedback an den Spieler. Und er nutzt in manchen Levels auch die Bewegungssteuerung aus, so beeindruckend wie in Astro's Playroom sind die Steuerungs-Innovationen allerdings nicht ausgefallen. Was zudem etwas schade ist: Die Kameraperspektive von "Sackboy: A Big Adventure" ist fixiert und die Ansicht kann nicht geschwenkt werden. Gerne hätten wir uns die kunterbunten Welten aus anderen Winkeln und Perspektiven angesehen.

    Abseits der Kampagne und den Herausforderungen kommt dann sogar etwas "Animal Crossing"-Feeling auf. In Extra-Abschnitten können möglichst viele Items stressfrei eingesammelt werden und in einem Kleidungszelt kann die Spielfigur mit einem Haufen Kostümen personalisiert werden. Abseits der Kostüme lassen sich auch alle Bereiche der Spielfigur von Kopf bis Fuß mit neuen Objekten wie Hüten, Brillen und Co. umgestalten. Sogar unterschiedliche Gesten kann man den Sackboys und Sackgirls nach eigenem Geschmack verpassen.

    Ein Abenteuer für bis zu vier Spieler

    "Sackboy: A Big Adventure" lässt sich mit bis zu drei Mitspielern lokal zocken, wobei sich die Spieler gegenseitig helfen, aber auch behindern können, was einen riesigen Spaß bedeutet. Das Game bietet auch einige exklusive Levels, die extra für das Koop-Spiel eingerichtet wurden. Online lässt es sich ebenfalls gemeinsam (oder gegeneinander) mit bis zu drei Mitspielern zocken. Der Koop ist eine nette Draufgabe auf das Spiel, das Highlight ist aber sowieso die Kampagne mit ihrer herzerwärmende Geschichte, die auch mit kinderfreundlichem Witz nicht spart.

    "Sackboy: A Big Adventure" ist ein Gute-Laune-Titel, der mit liebevollen Details und wunderbaren Welten glänzt und sowohl Anfängern, als auch Experten ein Zuhause bietet. Deswegen verbringt man auch nach der rund 20 Stunden langen Kampagne noch gerne viele weitere Stunden in den Herausforderungen, Sonderlevels und Ausstattungs-Optionen des Spiels. Das Game begeistert Groß und Klein gleichermaßen, der kleine Sackboy ist sowieso schon längst Kult und der Titel ist besonders in den späteren Levels einer der lustigsten 3D-Plattformer der letzten Jahre.

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