Streitthema

Wann leichtes Übergewicht sogar gesund sein soll

Laut einer US-Studie sollen ein paar Kilo mehr sogar gesundheitliche Vorteile bringen. Ein Ergebnis, über das sich streiten lässt.

Heute Life
Wann leichtes Übergewicht sogar gesund sein soll
Ein bisserl mehr ist nicht unbedingt schlecht – solange es in einem gewissen Rahmen bleibt.
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Übergewicht soll das Leben verlängern. Was im ersten Moment paradox klingt, zeigt eine Untersuchung von zwei Medizinern der Rutgers University in den USA. Sie haben Gesundheitsdaten von rund einer halben Million Frauen und Männern über mehrere Jahre analysiert und festgestellt, dass jene mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 29,9 (gilt als übergewichtig) ein geringeres Sterblichkeitsrisiko hatten. Ab einem BMI von über 30 war die Sterblichkeit der Probanden jedoch deutlich erhöht. 

Streitfall BMI

Aber mit dem BMI ist das so eine Sache. Zahlreiche Studien zum Körpergewicht beruhen allein auf dem BMI. Der lässt sich zwar leicht berechnen, ist jedoch nur ein grobes Maß, weil er nicht zwischen Muskelmasse und Körperfettanteil unterscheidet. So gilt ein Bodybuilder mit viel Muskelmasse laut BMI als übergewichtig, ist es aber nicht, weil das erhöhte Gewicht durch Muskeln und nicht durch Fett zustande kommt. Umgekehrt kann auch ein augenscheinlich dünner Mensch an einer Fettleber oder hohem Cholesterin leiden, obwohl man es ihm nie ansehen würde. Man sieht also: Gewicht macht viel aus, ist aber nicht der Gesundheit letzter Schluss. 

Den Body-Mass-Index bemessen: Körpergewicht geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat.

Übergewicht macht krank, aber...

Ob leicht übergewichtige Menschen tendenziell gesünder sind und länger leben als dünne Leute, ist seit Jahrzehnten ein Streitthema in der Medizin. Zumal allgemein bekannt ist, dass ein erhöhter BMI zu mehr Erkrankungen beitragen kann, darunter Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zu den häufigsten Todesursachen zählen. Dennoch sind Fettpölsterchen am Körper nicht gleich zu verteufeln.

"Für bestimmte Menschengruppen ist so ein Puffer sogar wichtig", meint der Ernährungsforscher Stefan Kabisch von der Berliner Charité im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Von ein bisserl Speck profitieren etwa Senioren. Das Fett schützt den Hüftknochen, der bei einem Sturz häufig bricht. Auch bei einer schweren und langwierigen Erkrankung wie Krebs, die den Körper viel Energie kostet, ist es von Vorteil, ein bisserl mehr auf den Rippen zu haben, von dem der Körper zehren kann und Kraft für die Heilung nimmt. Das alles gilt jedoch nur für leichtes Mehrgewicht. Ist man krankhaft fettsüchtig, heben sich diese Vorteile wieder auf, weil dann das Risiko für andere Erkrankungen drastisch steigt. 

red
Akt.
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