Gesundheit

Wiener Studie – so beeinflusst Übergewicht die Psyche

Adipositas geht in vielen Fällen mit einer psychischen Erkrankung, wie einer Depression oder Angststörung, einher. Das zeigt eine Wiener Studie.

Nadja Masoner
Adipositas-Betroffene leiden oft auch noch an psychischen Krankheiten.
Adipositas-Betroffene leiden oft auch noch an psychischen Krankheiten.
Getty Images

Die WHO setzt den Body-Mass-Index bei 25, alles darüber – basierend auf Größe – wird als Übergewicht angesehen. Ab einem Wert von 30 BMI wird von Adipositas – einer chronischen Stoffwechselerkrankung – gesprochen. Beinahe 17 Prozent der Bevölkerung in Österreich leiden an Adipositas – Tendenz steigend. Weltweit sind 813 Millionen Erwachsene und 175 Millionen Kinder und Jugendliche betroffen. Bis 2035 wird diese Zahl voraussichtlich auf 1,5 Milliarden ansteigen.

Studie aus Wien

Eine neue Wiener Studie zeigt nun, dass bei Adipositas innerhalb weniger Jahre eine psychische Erkrankung folgt. Dazu wurden Versicherungsdaten von 9 Millionen ÖsterreicherInnen zwischen 1997 und 2014 und 45 Millionen Krankenhausaufenthalte ausgewertet. "Adipositas ist die zuerst gestellt Diagnose, der innerhalb weniger Jahre psychische Erkrankungen folgen", so Studienautor Alexander Kautzky, Oberarzt an der psychiatrischen Ambulanz am AKH Wien und assoziierter Professor der MedUni Wien.

Demnach leiden zwei von fünf Adipositas-Betroffenen auch an einer psychischen Erkrankung. "Wir behandeln immer mehr Patientinnen und Patienten mit Adipositas, die bereits schwere psychische Belastungen aufweisen, berichtet Yvonne Winhofer-Stöckl, Internistin und Oberärztin an der Adipositas-Ambulanz im AKH Wien und assoziierte Professorin an der MedUni Wien.

Wie entsteht der Zusammenhang

Adipositas und psychische Erkrankungen weisen Korrelationen auf, erklärt Kautzky, die durch präzise Blutuntersuchungen nachweisbar sind. "Wenn unsere Zellen mit übermäßiger Energiezufuhr konfrontiert werden, entsteht Zellstress und Entzündungsreaktionen treten ein. Das könnte ein Risikofaktor etwa für Depressionen sein. Denn auch hier sind Entzündungen im Körper messbar", erläutert Kautzky.

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    Eine weitere Wechselwirkung betrifft die Ernährung. "Die Appetitregulation im Hirn ist eng mit dem limbischen System verbunden, in dem Botenstoffe wie das sogenannte 'Glückshormon' Dopamin ausgeschüttet wird. Es zeigt sich, dass Menschen mit Adipositas für die gleiche Menge ausgeschüttetem Dopamin mehr Nahrung benötigen als Normalgewichtige. Wir wissen auch, dass ein Mangel an Dopamin zu den Ursachen einer Depression zählt", erklärt Winhofer-Stöckl.

    In Anbetracht der Ergebnisse seiner Studie fordert Kautzky: "Die wichtigste Botschaft der Studie ist, dass bei Adipositas frühzeitig ein Screening auf psychische Erkrankungen passieren muss". Er identifiziert eine Versorgungslücke, die es zu schließen gilt: "Umgekehrt ist das bereits verankert: Bei psychiatrischen Erkrankungen empfehlen die Guidelines, auf metabolische Probleme zu achten."

    Wie fühlen sich Betroffene

    Personen, die unter Adipositas leiden, haben meist ein geringes Selbstwertgefühl, dies lässt sie auch daran hindern, sich selbst ewas Gutes zu tun und auf sich zu achten. Komplimenten und Wertschätzungen, können sie nur schwer begegnen. Sie empfinden des Öfteren ein Schamgefühl und haben Angst, beobachtet und abgewertet zu werden - hier sehr häufig auch in öffentlichen Verkehrsmitteln, oder anderen öffentlichen Orten.

    Sich selbst Gutes tun ist sehr wichtig!
    Sich selbst Gutes tun ist sehr wichtig!
    Getty Images

    Du bist nicht allein

    Wichtig ist hierbei, diese negativen Gefühle nicht zu verdrängen, sich aber dennoch, an seine guten Stärken zu erinnern und festzuhalten. Zudem soll es sehr hilfreich sein, sich Freunden oder Familie anzuvertrauen und mit ihnen darüber zu sprechen. Wenn dies nicht so einfach ist, oder man sich dabei einfach nicht wohl fühlt, gibt es auch Selbsthilfegruppen, wo man gut beraten wird und in einem sicheren Umfeld ist.