Pädophile angelockt

Jagd auf TikTok – "Melanie" war ein erwachsener Mann

TikTok wird häufig von Kindern benutzt. Doch die App lockt auch Pädophile an. Eine Elfjährige wurde Opfer eines solchen Kriminellen auf der Plattform.

20 Minuten
Jagd auf TikTok – "Melanie" war ein erwachsener Mann
Eine damals Elfjährige wurde 2019 von einem Mann auf TikTok sexuell belästigt. (Symbolbild)
REUTERS

Bei Kindern und Jugendlichen ist die wohl am meisten genutzte App TikTok. Mit Einverständnis der Eltern ist die App ab 13 Jahren erlaubt, aber oftmals sind auch jüngere Kinder aktiv. Die Plattform versucht zwar, Profile und Inhalte Minderjähriger zeitnah zu löschen, aber oft vergeblich. Auch Pädophile sind auf der App unterwegs.

Eine heute 15-Jährige aus dem Kanton St. Gallen wurde 2019, als sie elf Jahre alt war, auf der Plattform TikTok von einem mutmaßlichen Pädophilen kontaktiert, wie der "Blick" schreibt. Ende 2019 wurden die 15-Jährige und eine damals 13-jährige Freundin von einem angeblich gleichaltrigen Mädchen, die sich "Melanie" nannte, via TikTok kontaktiert. "Sie wollte mit uns befreundet sein, da wir laut ihr so cool und hübsch waren", so die St. Gallerin.

"Melanie" war ein erwachsener Mann

Die beiden tauschten ihre Nummern mit "Melanie" und hatten mit ihr per WhatsApp und anderen Kanälen Kontakt. "Melanie" habe die Meinung der beiden zu einem Kleid erfahren wollen und rief sie per Videoanruf an. "Wir sahen zuerst kein Gesicht, nur das schwarz-weiße Kleid", so die 15-Jährige weiter. Die Person sei dann aufgestanden und habe zu tanzen begonnen. "Erst da realisierten wir, dass Melanie kein Mädchen ist", sagt die St. Gallerin. Plötzlich habe der Mann das Kleid hochgehoben und seinen Penis gezeigt.

Die 15-Jährige und ihre Mutter meldeten den Vorfall bei der Polizei. Der Mann habe die beiden minderjährigen Mädchen als "Melanie" sogar treffen wollen. Als die Familie einen Brief der Staatsanwaltschaft erhält, erfahren sie, dass es noch weitere, ähnliche Fälle gab.

1/10
Gehe zur Galerie
    <a rel="nofollow" href="https://www.heute.at/t/tiktok-100062731">TikTok wird von einem neuen Trend überflutet</a>, in dem Influencer ihren Fans versprechen, dass sie innerhalb kürzester Zeit reich, so richtig reich, werden können. 
    TikTok wird von einem neuen Trend überflutet, in dem Influencer ihren Fans versprechen, dass sie innerhalb kürzester Zeit reich, so richtig reich, werden können. 
    Screenshot TikTok

    Über zehn Mädchen auf TikTok belästigt

    Am Montag muss sich der 24-jährige Beschuldigte aus dem Kanton Baselland, für den die Unschuldsvermutung gilt, vor dem Strafgericht in Muttenz verantworten. Laut der Anklageschrift soll er während fünf Jahren mehr als zehn Mädchen via TikTok belästigt haben. Auch soll er vor den Minderjährigen während Video-Calls masturbiert haben und ihnen Bilder seiner Genitalien oder gewalttätige Pornos zugeschickt haben, zitiert der Blick die Staatsanwaltschaft. Von einer Zehnjährigen soll er gefordert haben, sich aufreizend zu kleiden, zu filmen und ihm das Video zu schicken.

    In mindestens zwei Fällen soll er sich als Kollege von "Melanie" ausgegeben haben. Von einer 16-Jährigen habe er gewalttätige und für ihn sexuell motivierte Handlungen gefordert und damit gedroht, "Melanie" umzubringen. Als sie dies nicht tat, behauptete er, "Melanie" getötet zu haben, und drohte es auch ihr an, falls sie sich weiterhin weigern sollte. Eine 15-jährige Freundin der Betroffenen soll er ähnlich unter Druck gesetzt haben.

    Beschuldigter steht vor Gericht

    Der 24-Jährige muss sich wegen mehrfacher sexueller Handlungen mit Kindern, Widerhandlung gegen das Verbot der harten Pornografie und des mehrfachen Überlassens von Pornografie an unter 16-Jährige sowie die Anstiftung zur Herstellung von harter Pornografie, mehrfacher teilweiser versuchter Nötigung, wegen Beschimpfung sowie wegen mehrfacher sexueller Belästigung vor Gericht verantworten.

    Da laut "Blick" sämtliche von der Staatsanwaltschaft geforderten Anträge anlässlich der Hauptverhandlung gestellt werden, ist noch unklar, welche Strafe den Baselbieter erwarten könnte.

    20 Minuten
    Akt.