"Mäusefieber"
Gefährliches Virus bedroht jetzt russische Soldaten
Russische Truppen in Charkiw haben offenbar mit einem Ausbruch von einem gefährlichen Virus zu kämpfen. Die Militärführung ignoriert die Krankheit.
Unter den russischen Invasionstruppen, die in der Region Charkiw gegen die Ukraine kämpfen, soll sich eine heimtückische Krankheit ausbreiten. Dies teilte der Militärgeheimdienst der Ukraine (HUR) in einem Telegram-Post mit. Er spricht von "Mäusefieber", womit durch das Hantavirus ausgelöstes hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) gemeint sein dürfte. Unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen.
"Medizinische Versorgung fehlt"
Zum Ausbruch ist es laut HUR gekommen, "weil die Winterkleidung unzureichend ist und die medizinische Versorgung völlig fehlt". Unklar ist, wie viele Soldaten betroffen sind. Das Hantavirus kommt in kleinen Nagetieren wie Mäusen vor. Laut dem Bundesamt für Gesundheit erfolgt eine Infektion durch Bisse, Kontakt mit Tieren und Einatmen von kontaminiertem Staub.
Bis HFRS ausbricht, können nach einer Infektion bis zu fünf Wochen vergehen. Dann äußert sich die Krankheit durch plötzlich einsetzendes hohes Fieber, das über drei bis vier Tage anhält. Es wird begleitet von unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Kopf-, Bauch- und Muskelschmerzen. Schließlich kann es zu Nierenfunktionsstörungen bis hin zu akutem Nierenversagen kommen. Bei HFRS nehmen ein bis 15 Prozent der Fälle einen tödlichen Verlauf. Die Krankheit kann nicht medikamentös behandelt werden, eine Impfung gibt es nicht.
Häufige Ausbrüche in Kriegen
Durch Hantaviren ausgelöste Erkrankungen in militärischen Konflikten sind nichts Ungewöhnliches. Eine kürzlich im Fachjournal "Military Medicine" veröffentlichte finnische Übersichtsstudie zum Thema hält fest: "Militärische Manöver beinhalten in der Regel das Abtragen von Erde, das Verteilen von Erde, das Graben mit begleitendem Staub und das Leben im Feld und unter anderen rauen Bedingungen, bei denen die Soldaten leicht mit Nagetieren und deren Ausscheidungen in Kontakt kommen." Deshalb komme es unter Soldaten immer wieder zu Ausbrüchen, schreiben die Forscher.
So wurde eine große Epidemie während des Zweiten Weltkriegs unter deutschen und finnischen Soldaten in Nordfinnland mit mehr als 1000 Betroffenen höchstwahrscheinlich durch Hantaviren verursacht. Seinen Namen hat das Virus vom koreanischen Grenzfluss Hantaan, wo während des Koreakriegs (1950–1953) mehr als 3000 Soldaten nach einer Infektion schwer erkrankten. Auch in den Balkankriegen von 1991 bis 1995 kam es zu Ausbrüchen.
Russische Befehlshaber ignorieren Krankheit
Laut dem ukrainischen Geheimdienst wird die Krankheit von den russischen Befehlshabern nicht ernst genommen. "Klagen über das Fieber von Angehörigen der russischen Armee, die am Krieg gegen die Ukraine beteiligt waren, wurden von der Befehlsstelle ignoriert", schrieb der HUR. Demnach wurden sie als ein weiterer Versuch abgetan, der Front zu entkommen. Von russischer Seite gibt es bisher keine Bestätigung eines möglichen HFRS-Ausbruchs, wie "Newsweek" schreibt.