Niederösterreich

Vor Bluttat an Mutter schrieb Rapidfan Alien-Manuskript

Im April schockte eine Bluttat Strasshof: Ein Rapidfan (27) aus gutem Hause soll seine Mutter getötet, seinen Stiefvater verletzt haben. 

Vor Bluttat an Mutter schrieb Rapidfan Alien-Manuskript
Die Mutter starb Anfang April in Strasshof, der Schwiegervater überlebte dank Not-OP, der Rapid-Fan (27) sprang vom Dach und überlebte knapp.
Lenger

Wie und warum ein glühender Rapidfan und sonst unscheinbarer Maturant mit 27 Jahren seine heiß geliebte Mutter mit 30 Messerhieben regelrecht hingerichtet haben soll, gilt es nächste Woche am Landesgericht Korneuburg zu klären (es gilt die Unschuldsvermutung).

Bluttat in Strasshof - die Bilder:

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    Ermittler am Tatort in Strasshof.
    Ermittler am Tatort in Strasshof.
    Lenger

    Der gebürtige Wiener hatte die HAK und eine Mechanikerlehre abgebrochen, absolvierte dann eine Lehre für den Beruf Bürokaufmann. Im Alter von 26 Jahren holte der Wiener die Matura nach und war zuletzt auf Arbeitssuche.

    Rapid und Computer

    Seine Freunde und Familie kannten den zum Tatzeitpunkt 27-Jährigen (jetzt 28) als glühenden Rapidfan. Auf Facebook ist der Betroffene immer noch mit zahlreichen, teils bekannten und populären Figuren aus der Rapidszene, befreundet. Der als zurückhaltend geltende 27-Jährige spielte zudem leidenschaftlich gerne Computerspiele. 

    Mit 15 Jahren hatte der Betroffene laut Anklageschrift begonnen, Zigaretten zu rauchen, mit 20 Jahren Cannabis. Zu seiner Mutter hatte der 27-Jährige ein sehr inniges Verhältnis, lebte zuletzt auch mit seinem Stiefvater und der 60-Jährigen unter einem Dach in Strasshof (Gänserndorf). Laut Schwester habe es abseits üblicher Streitereien nie ärgere Spannungen zwischen Mutter und Sohn gegeben. Aufgrund seiner Impfansicht soll sich der 27-Jährige in den "Coronajahren" zunehmend ausgegrenzt gefühlt haben. Er habe dem Datum 21. Dezember 2020 (Anm.: Saturn und Jupiter "trafen sich am Abendhimmel") eine immense Bedeutung zugeschrieben.

    Mutter kannte Alien-Manuskript

    Neben dem mystischem Datum haben ihn laut Anklage Gedanken an Aliens und den Weltuntergang gefesselt. So sehr sogar, dass er darüber ein Manuskript verfasste.

    Die Mutter kannte die unterschiedlichen, teils kruden Ansichten ihres Sohnes samt Manuskript. Daher soll es laut Anklage immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Der Stiefvater, ein erfolgreicher Unternehmer, hielt sich aus den Debatten indes stets heraus.

    Synthetisches Cannabis

    Ab Mitte März 2023 sollen sich die Ansichten des 27-Jährigen intensiviert haben. Die Mutter tat das seltsame Verhalten ihres Sohnes mit dem vermeintlichen Nikotinentzug ab. Denn der Sohn hatte von der Mutter aus dem Urlaub "leichte" Zigaretten, mit dem Ziel der langsamen Entwöhnung, bekommen. Zudem soll der junge Mann in jener Zeit erstmals synthetisches Cannabis konsumiert haben - dies führte zu Angstzuständen und Herzrasen, er konsumierte laut Anklage noch mehr.

    Ich weiß nicht, wer Du bist
    Betroffener (27)
    zu seiner Mutter, dem späteren Opfer

    Drei Tage vor der Bluttat soll der 27-Jährige zur Mutter gesagt haben: "Ich weiß nicht, wer Du bist." Dann habe er einen Nervenzusammenbruch erlitten, sei dann aber wieder klar gewesen und habe schließlich seiner Mutter zu erkennen gegeben, dass er nun wisse, dass die 60-Jährige kein Alien sei.

    Schwerverletzte rief noch Polizei

    In der Nacht auf 3. April 2023 soll der Sohn an der Schlafzimmertüre seiner Eltern geklopft haben. Die Mutter ging leise vor die Türe, es kam zur Diskussion und zum Streit. Daraufhin soll der 27-Jährige laut Anklage vier Messer mit einer Klingenlänge von 20 bis 25 Zentimeter geholt und begonnen haben, mit hoher Intensität und völlig überraschend auf die 60-Jährige einzustechen.

    Nach den ersten Angriffen konnte die Schwerverletze um 4.55 Uhr noch den Polizeinotruf wählen, der Stiefvater hörte schließlich die Schreie und eilte seiner Gattin zu Hilfe. Der Unternehmer sah seinen Stiefsohn mit einer Gesichtsmaskierung und Messern in den Händen. Der 27-Jährige holte daraufhin sofort aus und versetzte auch dem 70-Jährigen mehrere Messerhiebe. Mit dem Mute der Verzweiflung, mit Händen und herumliegenden Kleidungsstücken, versuchte der 70-Jährige, die wilden Angriffe abzuwehren bzw. abzuschwächen.

    Wenn Sie unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leiden, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 142; täglich 0-24 Uhr!

    Im Wahn stach der 27-Jährige jedoch weiter auf die beiden Opfer ein. Die ersteinschreitenden Polizisten zertrümmerten die Terrassentüre, der 27-Jährige flüchtete daraufhin in sein Zimmer und kraxelte aufs Dach. Trotz Zuredens der Beamten stürzte sich der 27-Jährige sechs Meter in die Tiefe.

    Für die mit 30 Stichen übersäte Mutter kam jede Hilfe zu spät, sie verblutete vor Ort - die linke Halsschlagader war beispielsweise völlig durchtrennt. Der schwerverletzte Stiefvater überlebte dank einer Not-Operation, der 27-Jährige selbst überlebte den Sprung mit zahlreichen Brüchen.

    Der Betroffene (Anm.: heißt so, wenn die Person nicht zurechnungsfähig war und keine Strafe zu erwarten hat, außer eine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum) zeigte sich von Anfang an geständig und kooperativ. In der ersten Vernehmung gab er an, dass er gedacht hätte, seine Mutter und sein Stiefvater seien Aliens. 

    Das chemisch-toxikologische Gutachten wies die Aufnahme von THC zweifelsfrei nach. Aber aufgrund der niedrigen Konzentration dürfte der Betroffene nicht unmittelbar vor der Bluttat konsumiert haben. Laut Gutachter leidet der 27-Jähriger an einer schweren Geisteskrankheit im Sinne einer chronischen Drogenpychose. Daher sei eine Zurechnungsfähigkeit nicht anzunehmen.

    Astrid Wanger verteidigt den heute 28-Jährigen.
    Astrid Wanger verteidigt den heute 28-Jährigen.
    Hertel

    Laut Verteidigerin Astrid Wagner habe ihr Mandant im Wahn gehandelt: "Er war im Wahn, jetzt geht es ihm besser", so die Advokatin wenige Tage vor dem Prozess am Landesgericht Korneuburg.

    Beim Prozess am Dienstag sollte der Beschuldigte keine Haftstrafe bekommen, dafür aber eine Einweisung in ein therapeutisch-forensisches Zentrum.

    "Blutiges Strasshof"

    Ein halbes Jahr später schockte übrigens die nächste Bluttat Strasshof an der Nordbahn: Ein 35-Jähriger soll auf offener Straße vor den Augen der Kinder seine Ex (33) erschossen haben. Bereits die Jahre davor war Strasshof oft Schauplatz von Kapitalverbrechen: Im Jahr 2006 kam die entführte Natascha Kampusch frei, im Jahr 2007 kam es zum Vierfach-Mord in Strasshof, im Jahr 2014 soll ein Student seine Mutter getötet und in einer Bettzeuglade versteckt haben.

    Akt.