Heftige Kritik

Fotograf lehnt lesbisches Hochzeitspaar ab 

Ein Hochzeitspaar aus der Schweiz blitzte bei einem Fotografen ab, weil es lesbisch ist. Ihre Online-Community lancierte einen Shitstorm.

20 Minuten
Fotograf lehnt lesbisches Hochzeitspaar ab
Ein lesbisches Hochzeitspaar blitzte bei einem Fotografen ab. Ein Shitstorm war die Folge. Symbolbild.
Getty Images/iStockphoto

"Weil es viele intime Momente gibt, die wir mit unseren Kameras nicht festhalten wollen": Diese Worte werden Rebecca (25) und Chiara Wüst (28) aus Mels in der Schweiz so schnell nicht vergessen. Das junge Paar, das im Oktober geheiratet hatte, suchte nämlich einen Fotografen für seine anstehende Feier mit Freunden und Familie. Sie wandten sich an Bara Pictures aus Chur und vereinbarten ein Vorgespräch. Doch kurz vor dem geplanten Treffen erhielten sie eine Nachricht. Der Fotograf lehnte ihre Anfrage ab – der Grund: ihre gleichgeschlechtliche Beziehung. "Wir begleiten ausschließlich heterosexuelle Paare", lautete die Absage.

"Wir wussten gar nicht, dass ein solches Gedankengut im Jahr 2024 überhaupt noch existiert", sagt die sichtlich bewegte Rebecca im Gespräch mit 20 Minuten. "Wir sind noch immer ziemlich schockiert von der Antwort des Fotografen und das macht uns auch sehr traurig."

Paar erhält viel Zuspruch

Wie "Blick" berichtete, teilte das Paar zunächst seine enttäuschende Erfahrung auf Instagram. Dies löste eine Welle der Entrüstung aus. "Es ist echt übel, was gerade abgeht. Wir bekommen nahezu jede Minute Nachrichten, und es hört einfach nicht mehr auf", sagt die 25-jährige Rebecca. Sie freuen sich sehr, dass viele andere gleich denken wie sie und dass eine große Community für die beiden einstehe. "Wir erhalten sogar Angebote von Fotografen, einige wollen uns gratis shooten oder kommen uns beim Preis stark entgegen." Ob sie für ihr Hochzeitsfest im Mai aber tatsächlich Bilder festhalten möchten, wissen die beiden noch nicht. Zu schockierend war für sie die jüngste Erfahrung.

Auch wissen die beiden noch nicht, ob sie gegen den Fotografen rechtlich vorgehen möchten. "Das überlegen wir uns noch in Ruhe, sobald die Emotionen ein wenig abgeflacht sind", sagt Wüst. Viele schreiben ihnen aber, dass man in der Schweiz seit kurzem gegen Diskriminierung vorgehen könne.

So auch die neu gewählte Nationalrätin und LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser. Die rechtliche Situation sei nämlich besser als noch vor ein paar Jahren: "Wir haben den Diskriminierungsschutz angenommen. Es ist verboten, dass Dienstleistungen aufgrund der sexuellen Orientierung verweigert werden", sagt sie. Der Stand der LGBTQ-Akzeptanz in der Schweiz werde häufig überschätzt, ist die SP-Nationalrätin überzeugt: "Leute meinen, Schweizerinnen und Schweizer seien wahnsinnig modern. Aber das stimmt nicht." Auf die Absage des Fotografen angesprochen meint Rosenwasser, dass sie den Text zweimal hätte durchlesen müssen: "Es ist ein klares Beispiel für Diskriminierung, verpackt in netten Worten und Ausreden. Man muss genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich auch um eine Form von Hass und Ausgrenzung handelt."

"Same Sex Marriages sind umso cooler"

Die Ablehnung eines lesbischen Paares durch einen Fotografen sorgt für Unverständnis in der Branche. "Es ist einfach traurig", kommentiert eine Fotografin aus St. Gallen, die anonym bleiben möchte. "Manchmal sind es christlich geprägte Personen, die solche Entscheidungen treffen. Ich selbst hatte schon viele homosexuelle Paare vor meiner Kamera, und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, sie abzulehnen." Tatsächlich schreibt Bara Pictures auf ihrer Webseite, dass ihr Firmenname aus der Bibel stammt.

Ein anderer Fotograf aus Basel äußert sich zu den negativen Kommentaren auf dem Profil des Kollegen: "Der Shitstorm ist zwar heftig, aber in diesem Fall berechtigt. Same Sex Marriages sind sowieso umso cooler." Ein Zürcher Fotograf ergänzt, dass er häufig von Paaren gefragt wird, ob er auch homosexuelle Paare fotografiere: "Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Aber viele Paare sind noch verunsichert, da die rechtliche Anerkennung in der Schweiz noch nicht allzu lange besteht."

Unternehmen hat Google-Profil gelöscht

Das Fotografie-Unternehmen kommt derweil bei der Online-Community unter die Räder. Auf Instagram zählt ihr letzter Post mittlerweile knapp 170 Kommentare. Die große Mehrheit ist negativ. Aber es gibt auch User, die das Fotostudio in Schutz nehmen. So schreibt einer: "Ihr dürft selber entscheiden, mit wem ihr arbeiten wollt". Das Unternehmen antwortet auf Instagram: "Wir bitten Sie aufrichtig um Entschuldigung. Es tut uns leid, wenn wir Sie verletzt oder abgelehnt haben. Dies war keinesfalls unsere Absicht." Bewerten kann man das Fotostudio auf Google mittlerweile gar nicht mehr und auch für eine Anfrage war niemand zu erreichen.

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