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Österreich in Venedig: Masturbieren mit Kreuz

Heute Redaktion
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Bild: Ulrich Seidl Filmproduktion

Ulrich Seidl hat mit dem zweiten Teil seiner aktuellen Trilogie, "Paradies: Glaube", für Diskussionen bei den Filmfestspielen in Venedig gesorgt. Von einem Skandal war am Freitag ebenso die Rede wie von "intelligenter Ironie", von einem "grimmig unerbittlichen Blick" ebenso wie von "schonungslosem schwarzem Humor".

Ulrich Seidl hat mit dem zweiten Teil seiner aktuellen Trilogie, "Paradies: Glaube", für Diskussionen bei den Filmfestspielen in Venedig gesorgt. Von einem Skandal war am Freitag ebenso die Rede wie von "intelligenter Ironie", von einem "grimmig unerbittlichen Blick" ebenso wie von "schonungslosem schwarzem Humor".

Hier die Kommentare italienischer und amerikanischer Zeitungen zum österreichischen Wettbewerbsbeitrag, der am Freitag seine offizielle Premiere feiert:

La Repubblica:  "Sex mit dem Kruzifix: 'Paradies: Glaube' verursacht Skandal - Ulrich Seidl greift in seinen Filmen oft auf harte Szenen zurück, die übertrieben und provokativ sind, und er tut es auch in dieser Reise durch den Glauben. Diesmal fragt sich der österreichische Regisseur, was es wirklich heißt, ein Kreuz zu tragen."

Corriere della Sera: "Extreme Momente erlebt man mit Seidls Film 'Paradies: Glaube'. Die Skandalszenen des Films werden viele Diskussionen auslösen und Katholiken irritieren, auch weil der Film zum Großteil in der manisch sauberen Wohnung einer Frau spielt, die voller Kruzifixe, Statuen von Heiligen und dem Bild des Papstes ist. Bei der ersten Vorführung des Filmes ist es jedoch zu keinem Protest gekommen. Im Gegenteil, der Film hat Applaus geerntet."

Il Messaggero: "Blasphemischer Sex, Skandal mit 'Paradies: Glaube'. Im Zeichen einer intelligenten Ironie, die im Film stets präsent ist, erzählt Seidl unter anderem die Geschichte einer Frau, die Formen der Proselytenmacherei betreibt, die man zumindest als originell bezeichnen könnte."

Screen International: "Seidls grimmig unerbittlicher und bitterer Blick (...) Mit seinen üblichen Mitteln wie minimalen Kamerabewegungen, präzise kadrierten und ausgeleuchteten Bildern, fehlender Musik, improvisierenden und sich selbst entwickelnden Schauspielern sowie seinem dokumentarischen Blickpunkt auf fiktionale Szenen waren Seidls obsessive Filme nie einfach anzusehen. Doch diesmal sorgt der flüssige Schnitt für ein rascheres Tempo."

Variety: "Ulrich Seidl ist zurück in Österreich, aber nicht weniger gewillt, seine Zuseher mit verblüffenden Bildern, doppelbödiger Moral und schonungslosem schwarzem Humor herauszufordern. Der zweite Teil der Trilogie, dieses Porträt einer missionarischen Frau mittleren Alters, ist zugänglicher als sein Vorgänger - falls man von einem Film, der Masturbation mit einem Kruzifix enthält, von zugänglich sprechen kann."

Hollywood Reporter: "Man nehme einen subversiven Filmemacher wie Ulrich Seidl und als Thema religiösen Fanatismus, und man wird auf jeden Fall etwas Provokantes erhalten. 'Paradies: Glaube' ist aber vielleicht interessanter, um danach darüber zu diskutieren, als ihn wirklich durchzusitzen."

APA/red.