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"Thor: Ragnarok": Marvels bester Film seit "Iron Man"

Kreatives, buntes, höchst unterhaltsames Comic Movie. Die Gags sind böser, die Action heftiger als gedacht.

Heute Redaktion
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Seine Avengers haben sich zerstritten, seine Erden-Freundin (nicht zu sehen: Natalie Portman) hat mit ihm Schluss gemacht, also relaxt Thor (Chris Hemsworth) auf einem Sabattical am anderen Ende des Universums. Nachdem er im Alleingang einen Feuerdämon zur Strecke gebracht hat, begibt sich der Muskelmann auf die Suche nach Asen-Boss Odin. Doctor Strange (Gastauftritt von Benedict Cumberbatch) weist den Weg, Loki (Tom Hiddleston) spielt den widerwilligen Weggefährten.

Leider hat der Göttervater keine guten Nachrichten für seine Söhne. Die Lebensgeister des alten Mannes sind dahin, seine erstgeborene Hela, die Göttin des Todes, hat es auf Asgard abgesehen. Auftritt Cate Blanchett: In die Farben von Slytherin gehüllt und mit einem Hirschgeweihhauberl auf dem Kopf zerbröselt sie Thors Hammer und schickt den Donnerbuben ins intergalaktische Nirvana. Der Avenger landet auf einem Müllplaneten, wo er von der taffen Valkyrie (Tessa Thompson) als Gladiator verscherbelt wird und sich für den Diktator/Entertainer Grandmaster (Jeff Goldblum) mit dem verschollen geglaubten Hulk (Mark Ruffalo) prügeln muss.

Nahezu perfekt

Thors drittes Kinoabenteuer hat all das zu bieten, von dem junge (und junggebliebene) Marvel-Fans seit jeher träumen: Bombastische Action, fesche Helden, hintertriebene Schurken, tolle Gaststars und jede Menge Humor, Querverweise und Insider-Witze. Am Endergebnis gibt es wenig zu bekritteln. Man muss schon sehr tief graben, um diesem bunten Comic-Spektakel Fehler anlasten zu können. Die Wortgeplänkel der Protagonisten arten bisweilen etwas aus, die Hintergrundgeschichten von Hela und Hulk sind gar ein wenig lückenhaft, und die sympathisch ruppige Gangart der Helden ist bei näherer Betrachtung alles andere als heldenhaft. Wobei der letzte Punkt ja eigentlich auf der Haben-Seite zu verbuchen ist...

Marvels Antwort auf "Deadpool"

"Thor: Ragnarok" ist erwachsener als gedacht und das nicht nur die moralischen Graubereiche seiner Charaktere betreffend. Die Action fällt heftiger, die Gags verschmitzter und böser aus, als bisher im erweiterten "Avengers"-Kreis gesehen. Ein bisschen wirkt der Film wie Marvels Antwort auf "Deadpool" (Twentieth Century Fox" - und dieses gewagte Vorhaben (gemein, aber jugendfrei) geht tatsächlich auf. Hier zeichnet neben der Autorenriege der neuseeländische Regisseur Taika Waititi verantwortlich, der seinen schwarzen Humor unter anderem mit "What We Do In The Shadows" ("5 Zimmer, Küche, Sarg") unter Beweis stellte. Im O-Ton des Films ist er übrigens als Steinkrieger Korg zu hören.

Insgesamt geht der Streifen als launige Popkultur-Collage durch. Mit Synthsounds, die verdächtig nach "Stranger Things" klingen und Kameraeinstellungen, die so zuletzt in den "Mortal Kombat"-Games zu sehen waren (mit Thors Alternativversion Raiden als Blitze schleuderndem Krieger).

Starke Frauen, toller Bösewicht

Am besten gefallen bei "Thor: Ragnarok" die starken Frauenfiguren, die gute Abstimmung im Protagonisten-Gefüge (hoffentlich schneidet sich "Avengers: Infinity War" hier ein Scheiberl ab) und Cate Blanchetts umwerfender Bösewicht (an solchen mangelt es den Marvel-Filmen ja bekannterweise). Zusammen mit Unverschämtheit und Spaßfaktor ergibt das die beste Comic Movie Klopperei der Marvel Studios seit "Iron Man" (2008).

"Thor: Ragnarok" (deutscher Titel: "Thor: Tag der Entscheidung") startet am 31. Oktober 2017 in den österreichischen Kinos. (lfd)