Wirtschaft

Drei Mal teurer als Silber: Vanille-Preis explodiert

Fast alle Lager sind leer: Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Preise für echte Vanille auf bis zu 1.330 Euro je Kilo verdoppelt.

Heute Redaktion
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Dagegen nimmt sich Silber mit 484 Euro je Kilo wie ein Schnäppchen aus: Seit 2015 hat sich der Supermarktpreis für Bourbon Vanille in Österreich auf bis zu 1.330 Euro je Kilo verdoppelt. Aktuell wird eine Schote mit rund drei Gramm für bis zu 3,99 Euro gehandelt. Vor zwei Jahren waren es 1,99 Euro.

Missernte, Panikkäufe, Unwetterkatastrophe

„Es ist ein Problem, es ist fast keine Ware mehr auf dem Markt", sieht Erwin Kotányi, Chef des gleichnamigen Gewürz-Riesen, den Preisplafond aber noch nicht erreicht. Grund für die globale Misere: Bis zu 70 % der Edel-Vanille kommt aus Madagaskar. Dort gab es 2015 eine Missernte. 2016 folgten Panikkäufe der auf so gut wie leeren Lagern sitzenden Aromenhersteller, bei dem, so Kotányi, „praktisch nichts mehr übrig blieb". Sogar unfertige (unfermentierte), grüne Schoten wurden zusammengerafft. Und im März 2017 fegte zu allem Übel Zyklon „Enawo" mit bis zu 290 Stundenkilometer über die Insel, vernichtete noch vor der Ernte im Frühsommer wohl 35 bis 40 Prozent der Vanille-Orchideen.

Viele Firmen bieten Vanille nicht mehr an

Aktuell beträgt der Handelspreis (also das, was etwa Kotányi zahlen muss) für echte Vanille bis zu 800 € je Kilo. 2015 waren es noch 80 bis 100 €. Da es ab Ernte bis zu einem Jahr dauern kann, bis Vanille in den Regalen landet, ist mit einer Entspannung erst Mitte 2019 zu rechnen - sofern 2018 ein gutes Jahr wird. Preis und kaum noch verfügbarer Nachschub haben bereits dazu geführt, "dass viele Firmen Vanille nicht mehr anbieten", weiß Erwin Kotányi. In manchen Ländern Osteuropas, etwa in Russland, wurde zudem das edle Gewürz aus den Regalen genommen. Es ist mittlerweile für die Masse unleistbar geworden.

"Mehrere 100.000 Euro zusätzlich im Jahr"

Beim heimischen Milch-Riesen NÖM, der rund 9.000 Kilo im Jahr benötigt, schlägt sich die Krise bereits „mit ein paar 100.000 € mehr im Jahr" nieder, beklagt Vorstand Alfred Berger. Bei Exportprodukten wird derzeit eine Preiserhöhung diskutiert, auf dem Heimmarkt will NÖM den Aufschlag (noch) schlucken. Denn: Es sei Kunden kaum begreiflich zu machen, warum ein Vanille-Joghurt mehr kostet als etwa eines mit Heidelbeeren.

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Mit Preiserhöhungen ist deshalb in erster Linie bei "alleinstehenden Produkten" zu rechnen, bei denen es für Käufer keine Vergleichsmöglichkeit und damit keine Irritation gibt.

Nicht so zurückhaltend wie NÖM sind laut einem Bericht aus der Schweiz Hersteller wie Mövenpick, Emmi, Migros und Coop. Diese haben bereits im April angekündigt, die Preise etwa für Eis und Joghurt mit echter Vanille anzuheben. (bart)