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"Adopt-a-Nazi": Spenden gegen Rassisten-Marsch

Heute Redaktion
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Jüdische Juristen wollen einen Neonazi-Aufmarsch in ein Symbol der Nächstenliebe verwandeln: Für jeden Teilnehmer wird Geld für den "guten Zweck" gespendet.

Der Protest einer jüdischen Organisation gegen einen geplanten Aufmarsch von Rechtsextremen sorgt aktuell in den USA für Aufsehen – diese haben sich ihren Plan ausgerechnet in Deutschland abgeschaut.

Die USA bäumen sich immer noch unter den Folgen des tödlichen Attentats bei einer Neonazi-Versammlung in Charlottesville ("heute.at" berichtete).

Eine neuerlicher Aufmarsch von "Patrioten", unter welche sich auch Skinheads und Weiße Nationalisten befänden, soll am 26. August in Crissy Field stattfinden. Rund 300 Teilnehmer hätten sich angekündigt, heißt es in den amerikanischen Medien.

"Adopt-a-Nazi (Not Really)"

Das stößt der Jüdischen Rechtsanwaltskammer von San Francisco (JBASF) sauer auf – doch anstatt mit Plaketen auf die Straße zu gehen, fanden die Juristen eine kreative Lösung.

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Crissy Field. Im Hintergrund die Skyline von San Francisco.

(Bild: WikimediaCommons/CC BY-SA 3.0/Paxson Woelber)

Sie wollen für jeden Teilnehmer der "Patriot Prayer's Freedom Rally" Geld an eine gemeinnützige Organisation spenden. Die erforderliche Summe soll via Crowdfunding aufgetrieben werden. Dazu haben sie einen Spendenaufruf auf Gofundme.com mit dem reißerischen Titel "Adopt-a-Nazi (Not Really)" eingerichtet.

"Lasst uns 100 Dollar (oder wieviel ihr auch entbehren könnt) für jede fehlgeleitete Seele spenden, die in unser geliebtes Crissy Field einmarschieren will und spenden wir dieses Geld an eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Extremisten hier in den USA zu bekämpfen". Mittlerweile wurden schon über 100.000 Dollar gesammelt.



Konkret soll das Geld an das Southern Poverty Law Center gehen, das sich mit der Bekämpfung von Rassismus und Förderung der Bürgerrechte befasst. "Gewalt ist einfach eine schlechte Strategie", schreibt ein Journalist der renommierten "New York Times". Stattdessen sei eine Taktik des "subversiven Humors" zu empfehlen.

"Spendenlauf" in Wunsiedel

Eine Kleinstadt in Deutschland stand dabei Pate für diese Idee. 2014 hatte die Gemeinde Wunsiedel im bayrischen Fichtelgebirge die Nase voll. Weil auf dem örtlichen Friedhof Hitlers Stellvertreter, Rudolf Heß, begraben ist, mussten die Bewohner regelmäßige Neonazi-Aufmärsche erdulden. Vor rund drei Jahren wurde eben dieser in einen "Spendenlauf" verwandelt. Auch hier wurde für jeden Meter den die Rechtsextremen zurückgelegt hatte, Gelder an karitative Organisationen gespendet.

Ob sich in den Reihen den "Patrioten" auch tatsächlich Rechtsextreme einfinden werden, wird sich am Samstag zeigen. Die Organisatoren hatten im Vorfeld via Facebook angekündigt, dass an diesem Wochenende Extremisten von der Veranstaltung ausgeschlossen wären: "Keine Nazis, Kommunisten, KKK, Antifa, White Supremacists, und auch keine weißen Nationalisten."

(rcp)