Österreich

"Ärztekammer diffamiert Pflegekräfte und Ärzte"

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Das neue Arbeitszeit- und Gehaltsmodell für KAV-Spitalsärzte gilt seit einem Jahr. Die Maximalarbeitszeit liegt seither bei 48 (statt bisher 60) Wochenstunden. Nach Kritik der Ärztekammer - etwa an der Umschichtung von Nachtdiensten in den Tag - reagiert jetzt der Krankenanstaltenverbund (KAV).

Das neue Arbeitszeit- und Gehaltsmodell für KAV-Spitalsärzte gilt seit einem Jahr. Die Maximalarbeitszeit liegt seither bei 48 (statt bisher 60) Wochenstunden. Nach Kritik der Ärztekammer – etwa an der Umschichtung von Nachtdiensten in den Tag – reagiert jetzt der Krankenanstaltenverbund (KAV).
Weniger Nachtdienste, Arbeitsverdichtung, schlechtere Versorgung der Patienten: Die Ärztekammer sprach bezüglich der Umsetzung der neuen Dienstpläne für Ärzte des KAV von einem „Vertragsbruch“.

"Ärztekammer diffamiert Pflegekräfte"

Das Gegenteil ist laut KAV der Fall. „Die Ärztekammer diffamiert alle 15.000 Pflegekräfte und 3.500 Ärzte“, sagt Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Direktorin für Organisationsentwicklung im KAV. Ängste und Unruhe würden geschürt. Denn: Viele haben das neue Dienstzeitmodell im Team für alle zufriedenstellend umgesetzt, so die KAV-Managerin: "Gerade das Pflegepersonal hat im letzten Jahr die Arbeitsabläufe komplett umgestellt." Zu den neuen Aufgaben der Pfleger zählen: Infusionen, Blutabnahme, das Entfernen von Nähten – was die Ärzte entlastet. Von Seiten vieler Ärzte habe es schon lange den Wunsch nach einem neuen Modell gegeben. "Da, wo wir schon auf das neue System umgestellt haben, ist auch nicht die Rede von einem Vertragsbruch", so Kölldorfer-Leitgeb. Von der Ärztekammer werde "Angst verbreitet. Das ist weder für die Ärzte, noch für die Patienten förderlich", sagt die KAV-Managerin.

Nachtdienste neu

Als Beispiel für eine neue Nachtdienst-Organisation führt Kölldorfer-Leitgeb die Chirurgie im Donauspital an. Dort werden künftig vier (statt bisher fünf) Ärzte nachts anwesend sein. Der Unterschied: Im alten Modell dauerten Nachtdienste 25 Stunden – von 8 Uhr bis um 9 Uhr Früh am Folgetag. Jetzt gibt es dort ein Mischsystem: Von vier Nachtdiensten sollen zwei 25-Stunden-Dienste bleiben. „Die anderen beiden Nachtdienste sind 12,5 Stunden-Dienste. Das heißt, dass – im Vergleich zu jetzt – ausgeruhte und konzentrierte Ärzte da sind.“

Die KAV-Managerin betont: "Es gibt keine einzige Abteilung, an der wir auf nur einen Nachtdienst reduzieren." Nachtdienste werden im neuen Modell zum Teil in den Tag verlagert, so Kölldorfer-Leitgeb.

Insgesamt wurden zwischen März 2015 und Juni 2016 19 Nachtdienste verlagert. Ab Herbst sollen weitere 40 Nachtdiensträder in den Tag umgeschichtet werden. Das heißt: Insgesamt 60 Nachtdiensträder werden in allen Gemeindespitälern in den Tag verlagert. Rund 308 Ärzte werden weiterhin jede Nacht in den KAV-Spitälern im Dienst sein.

Zentrale Notaufnahmen

Auch die Umsetzung der Zentralen Notaufnahmen sei voll im Laufen, sagt Kölldorfer-Leitgeb. Im Krankenhaus Hietzing und im Wilhelminenspital wurden sie bereits gestartet – mit 15 bzw. 8 Betten. In der Rudolfstiftung soll ab Herbst eine Notaufnahme mit 24 Betten in Betrieb gehen. Das Kaiser-Franz-Josef-Spital muss erst baulich adaptiert werden.