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"Asterix in Italien": Wie ein Hinkelstein auf den Kopf

Das Warten war lang, die Hoffnung groß, die Enttäuschung enorm: "Asterix in Italien" ist da.

Heute Redaktion
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Die Römer schummeln, die Gallier haun und Cäsar zieht wieder den Kürzeren: Ab Donnerstag machen sich Asterix und Obelix im Band 37 auf nach Italien. Dieses Mal hätten sie ruhig zuhause bleiben können.

Ein abgekar(r)tetes Wagenrennen über den italienischen Stiefel soll für die Römer zum Triumph werden. Doch der lorbeerbekränzte Julius hat die Rechnung wieder einmal ohne die unbeugsamen Gallier gemacht, die selbst am Wagenrennen teilnehmen und auf Kollisionskurs gehen.

Asterix ohne "Ganz Gallien ..."

Der erste Schock trifft Fans schon auf der ersten Seite bis ins Mark. Die berühmteste Einleitung der Comic-Welt, "Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ..." fehlt. Beim Blick auf die letzte sieht man, dass Band 37, "Asterix in Italien" auch nur 46 Seiten (statt den üblichen 48) hat. Damit haben Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichungen) mit einer langjährigen, liebgewonnenen Tradition gebrochen.

Witzfeuerwerk entpuppt sich als Rohrkrepierer

Die Form-Veränderung könnte man noch verzeihen, wenn wenigstens die Witze an die alte Form herankommen würden. "Madmax" als Name für den Britischen Rennfahrer ist eine Sternstunde zu Beginn, die Senatorenfrau "Mozarella" kann man gut verkraften, doch dann geht es bergab. Asterix und Obelix kämpfen sich quer durch Italien und klappern am Weg alle Italien-Klischees zumindest am Rande ab. Beim falschen Abbiegen wird der Venezianische Karneval gestreift, die Markomannen (Süddeutsche) sind zwar betrügerisch, dafür haben sie Ahnung von Pferdewägen und kurz vor dem Ende verhindert Obelix auch noch den Ausbruch des Vesuv. All diese Zutaten wären bei Original-Schreiber René Groscinny zu einem wunderbaren Buch geworden. Selbst nach dessen Tod hätte Albert Uderzo höchstwahrscheinlich ein tolles Asterix-Abenteuer auf die Beine gestellt.

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Trotz Rennwagens kommen Asterix und Obelix nicht in die Gänge

Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichungen) bringen Asterix und Obelix trotz der vier Pferdestärken (inkl. Gallischem Hahn als Kühlerfigur) vor ihrem Wagen nicht in die Gänge. Die Buchseiten sind vollgestopft mit lahmen Scherzen, man hat das Gefühl, dass die Macher hektisch eine Checklliste abarbeiteten. Der Charme, der Asterix und Obelix zu ihrem Ruhm verholfen hat, bleibt dabei aber auf der Strecke. Einerseits ist der Band (geringfügig) kürzer als üblich, andererseits wurde versucht, zu viel Verschiedenes zwischen die Buchdeckel zu pressen.

4 Millionen Startauflage und kein Ende in Sicht

Jean-Yves Ferris und Didier Conrads erstes Abenteuer (Band 35, "Asterix bei den Pikten") war eine herbe Enttäuschung, Band 36, "Der Papyrus des Cäsar" war nur im Vergleich zum vorangegangenen Abenteuer gut und der viel zu bemühte "Asterix in Italien" enttäuscht wieder enorm. Vielleicht sollte man langsam überlegen, die unbeugsamen Gallier in Pension zu schicken. Bei einer Startauflage von 4 Millionen Exemplaren für Band 37 á 7 Euro das Exemplar werden die Gallischen Helden wohl noch länger auf ihren mehr als überfälligen Ruhestand warten müssen.