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"Bei uns klappt der Sex nur noch per Telefon"

Marla sieht ihren Freund nur zweimal im Monat. Um trotzdem Sex haben zu können, nutzen die zwei das Handy. Dies hat Folgen im realen Leben.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Marla (22) an Doktor Sex: Mein Freund und ich haben seit zwei Jahren eine Fernbeziehung und sehen uns daher nur etwa zweimal im Monat. Wir lieben uns sehr und es ist klar, dass wir heiraten und Kinder haben wollen. Aber leider ist unser Sexleben nicht mehr so schön. Wir haben kaum noch Lust und Spaß, obwohl wir experimentierfreudig sind. Das Einzige, das super läuft, ist Telefonsex, wobei wir uns auch gegenseitig Bilder und Videos schicken. Wir haben uns schon einiges überlegt, was wir ändern könnten, aber wir wissen nicht mehr weiter. Ich würde gerne etwas mehr Lust und Freude haben, wenn wir uns begegnen. Was können wir ändern?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Marla

Über Jahre eine Fernbeziehung führen ist eine Herausforderung, auch wenn durch die technischen Errungenschaften der letzten 20 Jahre Kommunikation über riesige Entfernungen in Echtzeit möglich ist. Zwar suggerieren die empfangenen Worte, Bilder und Töne Gegenwart, sie bleibt letztlich aber immer durch ein Gerät vermittelt, reduziert und blutleer. Auf die Dauer kann diese "abwesende Anwesenheit" Menschen in große Not bringen. Weil sie spüren, dass zwischen der umfassend erlebbaren materiellen und der technisch vermittelten virtuellen Welt eine unüberbrückbare Kluft besteht. Es macht halt einen riesigen Unterschied, ob man mit einem Menschen Sex hat, der anwesend ist, dessen Geruch man wahrnimmt, dessen Wärme man spürt und der einen anfasst, oder ob man sich das alles vorstellen und auch noch selbst Hand anlegen muss.

Eure Experimentierfreude in Ehren, aber mir scheint, dass es eben gerade nicht darum geht, etwas zu tun. Statt bei euren physisch realen Begegnungen anzusetzen und neue Praktiken auszuprobieren, also beispielsweise Sextoys zu kaufen, zusammen Pornos zu schauen oder euch in einen Swingerclub zu begeben, solltet ihr aus meiner Sicht den Fokus mehr auf die Zeit legen, in der ihr räumlich getrennt seid und virtuell Sex habt. Auch da ist aber nicht Aktionismus angesagt – im Gegenteil: Es geht schlicht und einfach um Verzicht. Kein Telefonsex, keine Bilder oder Videos und auch keine Sprachnachrichten. Mit anderen Worten: Virtuelle Enthaltsamkeit ist angesagt.

Wenn ihr euch auf der virtuellen Ebene gegenseitig zwei Wochen in Ruhe lasst, verschiebt sich eure Aufmerksamkeit automatisch auf den Zeitpunkt eurer nächsten physisch-realen Begegnung. Damit steigt automatisch auch die Vorfreude und gleichzeitig wird die Fantasie aktiviert. Wenn ihr euch begegnet, könnt ihr versuchen, euch einander körperlich nur langsam anzunähern und jede Berührung ganz bewusst zu genießen. Eine zusätzliche Intensitätssteigerung könnt ihr erreichen, indem ihr euch an einem Ort trefft, wo ihr unter Menschen seid und daher nicht einfach so übereinander herfallen könnt. Dort erzählt ihr einander dann ausführlich, was ihr euch alles ausgemalt und herbeifantasiert habt in den vergangenen Tagen. Viel Spaß!

Übrigens: Dieses Spiel eignet sich auch für Paare, die keine Fernbeziehung führen. (wer) (red)