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"Beim Sex fühlt sie sich nicht wohl im Körper!"

Eigentlich haben es Claude und seine Freundin schön zusammen. Im Bett klappt es aber nie so richtig. Was kann er tun, damit sich etwas ändert?

Heute Redaktion
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We have a problem. Young upset girl sitting on the edge of the bed, against her boyfriend, lying in bed.
We have a problem. Young upset girl sitting on the edge of the bed, against her boyfriend, lying in bed.
Bild: iStock

Frage von Claude (26) an Doktor Sex: Ich bin seit zwei Jahren mit meiner Freundin zusammen. Wir führen eine gute harmonische Beziehung und streiten uns kaum. Wir kommunizieren offen miteinander, verstehen uns gut und denken zunehmend darüber nach, uns längerfristig zu engagieren – mit Kindern, Haus und allem Drum und Dran. 

Leider haben wir nur so alle drei Monate Sex. Alle, denen ich dies erzähle, verstehen mich und sagen, ihnen würde dies auch fehlen. Wir haben schon ein paarmal darüber gesprochen. Sie versicherte mir immer, das Problem liege nicht bei mir. Sie fühle sich nicht wohl im Körper, habe darum keine Lust und könne sich nicht gehen lassen.

Ich versuche, ihr das Gefühl zu geben, für mich die Schönste zu sein, auch wenn sie nicht die Figur eines Top Models hat. Für mich ist sie perfekt, so wie sie ist. Manchmal ertrage ich es besser und manchmal weniger, aber grundsätzlich möchte ich mehr Zärtlichkeiten austauschen. Kann ich etwas tun, damit dies geschieht?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Claude

Es gefällt mir, wie du deiner Freundin zeigst, dass sie nicht nur die Schönste, sondern geradezu perfekt ist für dich. Das Unbehagen, an dem sie leidet, wirst du damit aber nicht zum Verschwinden bringen – im Gegenteil: Vermutlich wirst du es mittelfristig sogar noch verstärken, da du ihr mit deiner Aussage suggerierst, ihre Selbstwahrnehmung sei falsch.

In meinen Beratungen orientiere ich mich an einem einfachen Prinzip: Was ist, darf sein – und was sein darf, kann sich verändern. Veränderung wird nämlich primär dann wahrscheinlich, wenn ein Mensch sich so angenommen fühlt, wie er sich selbst wahrnimmt und sein Umfeld nicht dauernd versucht, ihn von etwas anderem zu überzeugen.

Es scheint mir daher wichtig, dass du ihre Wahrheit akzeptierst und ihre Zweifel ernst nimmst. Denn mit dieser Einstellung ermöglichst du deiner Freundin, sich vorbehaltlos um das zu kümmern, was aus ihrer Sicht der Fall ist – und dadurch möglicherweise herauszufinden, was die Hintergründe ihres Unwohlseins sind.

Welchen Wert eine erwachsene Person ihrem Körper beimisst und wie sie damit umgeht, ist die Folge eines Lernprozesses, der bereits im Säuglingsalter beginnt. Signalisieren nächste Bezugspersonen dem Kind, dass sein Körper nicht okay sei wie er ist, oder werden seine physischen und psychischen Grenzen überschritten, kann sich das fatal auswirken.

Viele Menschen leiden auch noch im Erwachsenenalter an Übergriffen und Gewalterfahrungen, die sie in der Kindheit erlebt haben – beispielsweise in Form von unspezifischen körperlichen und seelischen Symptomen. Oft braucht es die achtsame Begleitung einer Fachperson, um die zugrunde liegende Ursache zu finden.

Da sich die Situation in den zwei Jahren, in denen ihr nun schon zusammen seid, nicht merklich verändert hat, empfehle ich deiner Freundin, sich professionelle Hilfe zu holen und mit deren Hilfe ihre persönlichen Konzepte und Überzeugungen bezüglich ihres Frauseins, ihres Körpers und ihrer Rolle beim Sex herauszuarbeiten. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)