Community

"Beim Stillen denke ich an Sex!"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Luana ist total irritiert, weil sie sich beim Füttern ihres Sohnes vorstellt, wie beim Sex ein Mann aus ihrer Brust Milch trinkt. Stimmt etwas nicht mit ihr?

Frage von Luana (36) an Doktor Sex: Ich bin mir bewusst, dass ich ein Tabuthema anspreche. Trotzdem möchte ich es tun, denn es bereitet mir seit längerer Zeit Kopfzerbrechen. Ich stille meinen Sohn nun seit bald einem Jahr. Von Müttern aus meinem Umfeld habe ich gehört, dass sie ihre Kinder sofort abgestillt haben, als das Stillen sie zu erregen begann, weil ihr Kind Zähne bekam und diese die Brustwarze stimulierten. Das würde ich auf jeden Fall auch tun. Ich empfinde keine sexuellen Gefühle, wenn ich mein Kind stille und falls es so wäre, würde es mich ehrlich gesagt verstören. Jedoch erregt mich die Fantasie, dass ein Mann während dem Sex aus meiner Brust Milch trinkt. Ich bin im Netz auch schon auf diese Art von Pornografie gestoßen. In meinem Kopf bringe ich aber nicht zusammen, dass ich diese Fantasie habe und zudem auch meinen Sohn stille. Auch wenn das Stillen an sich für mich wie gesagt in keinster Weise sexuell gefärbt ist. Dass mich das antörnen, verunsichert mich enorm in der Stillbeziehung zu meinem Kind. Können Sie mir helfen, meine Gefühle zu ordnen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Luana

Was du ansprichst, nämlich die Verbindung zwischen Stillen als Tätigkeit zum Zweck der Ernährung eines Säuglings einerseits und dem sinnlich-erotischen Aspekt, der dabei sowohl für die Mutter als auch das Kind eine nicht unwesentliche Rolle spielt, ist in der Tat ein nicht ganz einfaches Thema. Die innige und intime körperliche Nähe, die beim Stillen zwischen Mutter und Kind entsteht, sowie der Umstand, dass die Brustwarzen und die Brüste für viele Frauen eine erogene Zone sind, führt bei manchen von ihnen dazu, dass sie den Stillvorgang als lustvoll empfinden und dabei manchmal sogar sexuell erregt werden. Lust und sexuelle Erregung haben in diesem Zusammenhang aber eine komplett andere Färbung als beispielsweise dem Partner oder einem anderen Mann gegenüber. Es ist daher auch nicht so, dass sich bei der Mutter aus diesen Empfindungen heraus der Wunsch entwickelt, mit dem Kind eine sexuelle Handlung durchzuführen.

Trotzdem wird das Thema weitgehend totgeschwiegen, was dazu führt, dass betroffene Frauen mit ihrer Verunsicherung und den Schamgefühlen allein bleiben und die Verbindung zwischen Mutter und Kind durch Schuldgefühle belastet wird. Und wie du beschreibst, entschließen sich manche Mütter aus Unsicherheit und einem Mangel an Wissen sogar Hals über Kopf dazu, ihr Baby abzustillen und ihm in Zukunft ausschließlich die Flasche zu geben. Ein so plötzlicher Abbruch dieser fundamental wichtigen Beziehung ist aber weder im Interesse der Mutter noch des Kindes.

Haben auch Sie eine Frage an Doktor Sex?
Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Es ist offensichtlich, dass deine Fantasie nichts mit deinem Sohn zu tun hat, sondern sich um eine sexuelle Handlung mit einer erwachsenen Person dreht. Lass dich von ihr deshalb nicht verunsichern! Auch wenn du im Moment ganz in der Mutterrolle aufgehst und stillst, darfst du gleichzeitig auch weiterhin selbstbewusst die Frau sein, die du warst, bevor du Mutter wurdest. Dazu gehört auch, dass du deine Sexualität facettenreich auslebst – sowohl real als auch in deiner Fantasie. Wenn sich dabei Empfindungen und Bilder, die durch das Stillen in dein Bewusstsein gekommen sind, mit bereits bekannten sexuellen Vorlieben vermischen, ist das nur natürlich. Diese werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit nach dem Ende der Stillzeit genau so schnell wieder verflüchtigen, wie sie gekommen sind.

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)