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"Bin wirklich nur ich das Problem?"

Norman kommt sich in der Beziehung oft vor wie ein Lückenfüller. Seine Freundin hingegen findet, er habe einfach zu hohe Erwartungen an sie.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Norman (23) an Doktor Sex: Ich bin seit einem Jahr mit meiner Freundin zusammen. Davon war sie acht Monate im Ausland. Bevor wir zusammenkamen, hatten wir zwei Jahre lang eine komplizierte On-off-Sexbeziehung, die beiden viel Schmerz und Kummer bereitete. Jetzt verstehen wir uns gut, doch streiten wir immer wieder über Grundsätzliches und es werden – zumindest bei mir – ständig alte Wunden aufgerissen.

Meist geht es darum, dass ich mich nicht ernst genommen fühle und finde, sie stehe bei sich selbst auf der Prioritätenliste an erster, zweiter und dritter Stelle. Ich bin nur ein Lückenfüller zwischen ihren Reisen und sonstigen Vergnügen. Es ist toll, dass sie all diese Sachen erleben kann, und ich würde ihr niemals etwas davon ausreden wollen. Trotzdem wünsche ich mir, in die Planung involviert zu sein.

Ich hatte beispielsweise während ihrer letzten, mehrmonatigen Reise nur zehn leider nicht verschiebbare Ferientage. War es zu viel verlangt von mir, wenn ich mir damals wünschte, dass sie sich dann Zeit nimmt, um mit mir zusammen zu sein? Sie warf mir jedenfalls vor, es sei egoistisch, so etwas zu erwarten. Ich frage mich seither ständig, ob ich tatsächlich allein das Problem bin. Was denkst du?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Norman

Als Paarberater bin ich nicht Richter. Ich werde mich daher hüten, den geschilderten Vorfall und eure Beziehung zu beurteilen. Dies würde ja auch kaum etwas an euren Spannungen ändern – im Gegenteil: Dadurch, dass ich auch noch meinen Senf dazugegeben hätte, würde vermutlich die Situation zwischen euch nur noch komplizierter werden.

Was ich tun kann, ist, deine Frage auf der Metaebene einzuordnen. Und hier scheint mir der Fall ziemlich klar zu sein: In einer Beziehung ist kaum je eine Person allein für Spannungen zwischen den Beteiligten verantwortlich. Entsprechend kann ein Problem in der Regel auch nicht von jemandem allein gelöst werden.

Augenfällig ist, dass eure aktuellen Lebensentwürfe nicht wirklich miteinander vereinbar sind. Denn während du den Wunsch zu haben scheinst, mit deiner Freundin ein eher beschauliches Leben zu führen, hat sie offenbar ein ausgeprägtes Bedürfnis, viel unterwegs und auch sonst aktiv und in Bewegung zu sein.

Zwar verhindern diese unterschiedlichen Ansätze nicht eine Beziehung. Jedoch erfordern sie eine hohe Bereitschaft, die sich daraus ergebenden Differenzen nicht einfach nur auszuhalten und – so wie du es zu tun scheinst – darauf zu warten, dass die Partnerin endlich erkennt, dass sie sich zugunsten der Beziehung etwas zurücknehmen muss.

Eine Lösung könnte sein, die Form zu verändern, also damit aufzuhören, unter großen Spannungen zu versuchen, eine Partnerschaft zu leben. Und stattdessen einfach gute Freunde zu sein. Wer weiß: Vielleicht verändern sich ja gewisse Voraussetzungen in den nächsten Jahren so, dass eine Paarbeziehung möglich wird. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)