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"Bleibt es dabei, dass er keine Gefühle zeigt?"

Luisas Partner ist loyal und verlässlich. Aber wenn es darum geht, Zuneigung zu zeigen, wird es für ihn schwierig. Was tun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Luisa (38) an Doktor Sex: Mein Mann und ich sind schon lange zusammen. Er ist ein zuverlässiger und ruhiger Typ, kommt aber nur selten aus sich heraus und kann seine Gefühle nicht zeigen. Wir haben auch nur wenig Körperkontakt. Damit meine ich nicht Sex – den haben wir regelmäßig, sondern Dinge wie sich in den Arm nehmen, streicheln, kuscheln und küssen.

Wenn es so weit kommt, dann nur, weil ich die Initiative ergreife. Früher war er diesbezüglich aktiver. Für mich ist Körperkontakt ein Zeichen der Liebe. Ich weiß, dass ich ihn liebe, und ich glaube, dass er mich auch noch liebt, auch wenn er es mir schon lange nicht mehr gesagt hat. Das wäre auch kein Problem, wenn ich seine Gefühle für mich spüren würde!

Manchmal fühle ich mich wie eine Pflanze, die kein Wasser bekommt. Mit Reden habe ich es schon oft versucht, aber er reagiert genervt und blockt total ab. Wir waren auch einmal in einer Eheberatung, doch es hat sich nichts geändert. Muss ich akzeptieren, dass er mir seine Gefühle nicht zeigen kann? Oder bedeutet sein Verhalten, dass er mich nicht mehr liebt?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Luisa

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Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

In meiner Praxis für Paarberatung erlebe ich es immer wieder, dass einer der beiden Partner – meist ist es die Frau – sich darüber beklagt, dass das Gegenüber sich nicht öffnen kann, seine Gefühle nicht zeigt und nicht darüber spricht. Nicht selten steht dieser Vorwurf schon seit Jahren im Raum und ist gar nicht der eigentliche Grund, weshalb die Beratung in Anspruch genommen wird.

Dabei, so denke ich oft, wäre es meist ziemlich einfach und vor allem ääußerst hilfreich für den weiteren Verlauf der Beziehung, dieses Verständigungsproblem gleich am Anfang zu beheben. Weil sich aber das Klischee hartnäckig hält, es liege in der Natur des Mannes, seine Gefühle nicht zu zeigen und nicht darüber reden zu können, wird meist nichts unternommen.

Meine Erfahrung mit Männern in der Beratung und in Kursen für werdende Väter zeigt: Diese sind sehr offen, wenn es um ihre Gefühle geht, und sie sprechen auch bereitwillig und differenziert darüber. Jedoch – und hier liegt das Problem – reden Männer diesbezüglich eine andere Sprache und verwenden andere Codes, was zwangsläufig zu Missverständnissen führt.

Statt aber diese Sprachverwirrung zu erkennen und sich zu bemühen, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, verstrickt man sich in der Beziehung erst in Diskussionen und verfällt dann – wenn beiden klar geworden ist, dass Vorwürfe und die daraus resultierende Verweigerung keine Lösungen sind – mehr und mehr in eine Sprachlosigkeit.

Um einen Ausweg aus dieser leidvollen Situation zu finden, ist es notwendig, das eigene Ego zurückzunehmen und zu erkennen, dass man am eigenen Unvermögen scheitert, sich und dem Partner einzugestehen, dass man einander – trotz Liebe und dem innigen Wunsch, es möge anders sein – nicht versteht.

Sobald dieser Schritt gemacht und klar geworden ist, dass alle Beteiligten leiden, wird es möglich sein, wieder offen aufeinander zuzugehen und eine echte Bereitschaft zu entwickeln, sich zu verstehen – auch wenn dafür eine Weiterbildung oder Beratung notwendig ist.

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(red)

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