Szene

"Boyhood" feiert Premiere nach 12 (!) Jahren Dreh

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Sowinski

Gehts nach der internationalen Presse, so hat die Berlinale seit Donnerstag Nachmittag einen klaren Favoriten für den Gewinner des Goldenen Bären: Richard Linklater. Der Kultregisseur, der in Wien einst die Romanze Before Sunrise drehte, begeisterte mit dem Jugenddrama Boyhood. Er drehte einen Film, der meist Alltagssituationen schildert, zugleich jedoch aus allen im Showbiz bekannten Rahmen fällt.

Geht’s nach der internationalen Presse, so hat die Berlinale seit Donnerstag Nachmittag einen klaren Favoriten für den Gewinner des Goldenen Bären: . Der Kultregisseur, der in Wien einst die Romanze "Before Sunrise" drehte, begeisterte mit dem Jugenddrama "Boyhood". Er drehte einen Film, der meist Alltagssituationen schildert, zugleich jedoch aus allen im Showbiz bekannten Rahmen fällt.

+++Alle Gala-Fotos der "Boyhood"-Premiere in der Dia-Show oben+++

Normalerweise dauert ein Filmdreh ein paar Wochen oder, wenn viel Geld dahintersteckt, ein paar Monate. Doch Richard Linklater ließ die Kamera für sein Projekt "Boyhood" ganze zwölf Jahre lang laufen, von 2002 bis 2013. "Boyhood" begleitet das Heranwachsen des zu Beginn sechsjährigen Mason (Ellar Coltrane) bis zu seinem High-School-Abschluss und dem Wechsel aufs College.

Intensives Meisterwerk

Das Besondere daran: Seit dem Drehbeginn 2002 kamen jedes Jahr ein paar Szenen hinzu. Auch Masons getrennt lebende Film-Eltern ("Medium"-Star ) sowie seine Schwester Samantha (Richard Linklaters eigene Tochter Lorelei) wuchsen und alterten mit der Hauptfigur mit.

Das Resultat ist ein feinfühliger und intensiver Film über die kleinen Freuden und Katastrophen des Lebens, bei dem jeder Zuschauer Bezüge zur eigenen Jugend und/oder Elternschaft herstellen kann. Meisterlich.

Gesetzeswidrig und qualvoll

"Als wir 2002 anfingen, dachte ich mir: Auf was zur Hölle lasse ich mich da ein?" sagte Linklater jetzt beim Berlinale-Pressegespräch. "Bei diesem Projekt war viel Zukunfts-Optimismus dabei. Außerdem verstießen wir im Grunde gegen das Gesetz. Man darf in den USA niemanden für einen Zeitraum von mehr als sieben Jahren engagieren."

Die Darsteller bekamen die Aufnahmen erst vor kurzem als fertigen Film zu sehen. "Man merkt, wie schnell das Leben verstreicht", kommentierte Patricia Arquette. "Bei einigen Szenen war es für mich eine Qual, zuzuschauen", bekannte Lorelei Linklater. "Vor vielen Jahren fragte ich meinen Vater, ob man meine Filmfigur nicht sterben lassen könnte." Konnte man zum Glück nicht.

Gunther Baumann, Berlin

Mehr über die Berlinale und alle aktuellen Filme auf