"Maleficent" startete den Trend der Märchen-Realverfilmungen, "Cinderella" führt diesen auf denkbar schlechte Weise fort. Kenneth Branaghs Adaption des klassischen Stoffes besticht zwar durch ein hohes Staraufgebot (Cate Blanchett, Helena Bonham Carter, etc), entpuppt sich jedoch als kitschiges Kinderfilmchen, das im 20. Jahrhundert völlig fehl am Platz ist.
"Maleficent" startete den Trend der Märchen-Realverfilmungen, "Cinderella" führt diesen auf denkbar schlechte Weise fort. Kenneth Branaghs Adaption des klassischen Stoffes besticht zwar durch ein hohes Staraufgebot (, etc), entpuppt sich jedoch als kitschiges Kinderfilmchen, das im 20. Jahrhundert völlig fehl am Platz ist.
"Sei mutig und freundlich" diktiert die todkranke Mama (Hayley Atwell) ihrem kleinen Mädchen. Auch Jahre später hält sich die zur Frau gereifte Ella (Lily James) strikt an diesen Wunsch. Ihr Vater (Ben Chaplin) hat mittlerweile eine neue Gattin (Cate Blanchett) und diese samt unausstehlichem Nachwuchs (Sophie McShera und Holliday Grainger) auf dem uralten Familiensitz einquartiert. Die angeheiratete Sippschaft verpasst Ella den Namen Cinderella (Aschenputtel) und degradiert sie zur Dienstmagd, nachdem Paps auf einer Dienstreise hopsgegangen ist.
Cinderella begegnet selbst der widerlichsten Behandlung von Seiten ihrer Stief-Mutter und -Schwestern mit Mut und Freundlichkeit. Während die drei Furien einen königlichen Ball besuchen, um sich den ledigen Thronfolger (Richard Madden) des Königreichs unter den Nagel zu reißen, wird Cinderellas Durchhaltevermögen endlich belohnt. Eine Fee (Helena Bonham Carter) zaubert ihr Kutsche, Kleid und gläserne Pantoffeln herbei. Auf der royalen Tanzveranstaltung hat der Prinz dann nur Augen für Ella. Nach ihrem fluchartigen Abgang inklusive Schuh-Verlust, lässt er sie im ganzen Land suchen...
Altersempfehlung: 6-12
"Maleficent" exerzierte vor, wie man ein klassisches Märchen ("Dornröschen") ins moderne Kino übersetzen kann. Der Film bot neue Perspektiven (der Bösewicht als Hauptfigur) trotz klassischem Plot (Liebe, Verrat, Rache), aktuelle Themen (Identitätsfindung, Akzeptanz, die Angst vor dem Anderen) trotz großer Emotionen und visueller Opulenz.
"Cinderella" ist hingegen nichts weiter als eine biedere Nacherzählung, wirkt stellenweise sogar altmodischer als das Original. Mit der Anweisung "sei mutig und freundlich" wird Cinderella von Kindesbeinen an zur braven Hausfrau erzogen. Um sich aus ihrem Elend zu befreien braucht sie erst die Hilfe einer Fee und anschließend die eines Prinzen. Die wenigen guten Ansätze des Films (etwa als die böse Stiefmutter sich als Opfer der alles dominierenden Männerwelt outet) gehen sang- und klanglos unter. Heraus kommt eine unverblümt chauvinistische Story, die dann auch noch mit einem Zuckerguss aus Kitsch überzogen wird (Kostüme, Soundtrack, etc).
"Ist doch immerhin ein Märchen!" könnte man nun einwerfen. Selbst wenn diese Ausrede zulässig wäre, man dürfte sie in diesem Fall nicht anwenden. "Cinderella" versucht Fantasie mit Historischem (Stichwort Heiratspolitik) zu verbinden, scheitert dabei kläglich und verliert den letzten Rest an Märchenbonus. Aus dem Disney-Klassiker wurde ein realitätsfernes, in vielerlei Hinsicht bedenkliches Kinderfilmchen, das für Zuschauer, die das Teenageralter noch nicht erreicht haben, völlig ungeeignet ist.