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"Das dauert so schrecklich lange"
Am Donnerstagmittag um 12.30 Uhr hat David Goodall sein Leben freiwillig beendet. Der Australier starb im Kreise seiner Familie.
Am Donnerstagmorgen hat sich der Australier David Goodall begleitet von seinen Enkeln zu seinem "letzten Termin" begeben. Mittels Infusionskanüle an seinem Arm hat sich der 104-Jährige selber ein tödliches Medikament verabreicht. Bis zuletzt hätte er laut Sterbehilfeorganisation Exit seinen Entscheid rückgängig machen können. Jetzt ist Goodall um 12.30 Uhr in Liestal BL gestorben.
"Das dauert so schrecklich lange", hat Goodall laut "Daily Mail" nach der Infusion gesagt. Arzt Philip Nitschke ergänzte, dass der 104-Jährige wohl kaum habe erwarten können, dass es vorbei sei. Bisher habe noch niemand über die Wirkungszeit geklagt.
Nach seiner Ankunft in der Schweiz am Montag hatte Goodall Konsultationen mit zwei Ärzten der Stiftung Lifecircle, darunter ein Psychiater. Diese gaben laut Exit grünes Licht für das Vorhaben.
Fish and Chips und "Ode an die Freude"
Am Donnerstag gab die Sterbehilfeorganisation Exit International bekannt, dass Goodall keine Beerdigung wünsche. Er wolle seinen Körper der Medizin zur Verfügung stellen. Wenn das nicht möglich sei, solle seine Asche verstreut werden.
Vor seinem Tod hatte der Wissenschaftler laut britischen Medien im Kreise seiner Familie noch ein Mittagessen eingenommen: Fish and Chips und ein Stück Cheesecake – sein Lieblingsessen.
"Er war ruhig und gelassen. Er wollte, dass alles so schnell wie möglich geht", sagte ein Sprecher von Exit. Begleitend zur Infusion sei auf den Wunsch des Sterbenden "Ode an die Freude", die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven aufgelegt worden.
Einen Tag vor seinem begleiteten Freitod trat Goodall in Basel ein letztes Mal vor die Medien. Video: SDA/Keystone
Weltweit bekannter Wissenschaftler
Goodall hatte an der Edith Cowan Universität in Westaustralien gearbeitet. 2016 war er weltweit bekannt geworden, als ihn seine Universität im Alter von 102 Jahren endgültig in den Ruhestand schicken wollte - obwohl er seit seiner offiziellen Pensionierung unentgeltlich arbeitete.
Nach Protesten und Solidaritätsbekundungen von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt nahm die Universität die Entscheidung zurück. Goodall hat Dutzende Forschungsarbeiten veröffentlicht und noch bis vor kurzem für verschiedene Fachzeitschriften gearbeitet.
(bla)
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