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"Dass er mich begehrt, macht mich wahnsinnig!"

Luana weiß, dass sie ihre Affäre beenden muss. Aber sie ist so besessen von ihrem Sexpartner, dass sie nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Luana (30) an Doktor Sex: Ich bin seit zehn Jahren mit meinem Mann zusammen, wir sind verheiratet und haben ein Kind. Meine Gefühle zu ihm sind schon länger nicht mehr so berauschend und auch vom Sex ist nicht mehr viel da. Vor einem Monat meldete ich mich bei einer Datingplattform an und wurde sofort von einem Vater kontaktiert, der auch in einer Beziehung ist. Seither haben wir uns über 8000 Nachrichten geschrieben und uns zweimal getroffen. Wir verstehen uns fast blind und sind irgendwie seelenverwandt.

Nun flog alles auf, da mein Mann mein Mobiltelefon durchsuchte. Er ist sehr verletzt, möchte aber um die Beziehung kämpfen. Ich bin so durch den Wind mit meinen Gefühlen. Weder will ich meine Familie noch meinen Partner verlieren, aber ich bin so besessen von diesem Mann. Auch er würde nie seine Familie aufgeben wollen, kann aber ebenfalls nicht aufhören, an mich zu denken; wir sind wie süchtig aufeinander. Zu wissen, da ist jemand, der toll riecht, mich mag und begehrt, macht mich fast wahnsinnig.

Wir suchen beide nur etwas Nähe, Geborgenheit und spannenden Sex. Aber ich weiß, dass eine Affäre und eine Beziehung zu haben, gleichzeitig nicht geht. Könnte ich den Gefühlsschalter drehen, würde ich es sofort tun. Ich habe auch bereits mit einer Therapeutin gesprochen für einen ersten Termin. Was kann ich sonst noch tun, um aus dem Gefühlschaos herauszukommen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Luana

Ich staune immer wieder darüber, welche Begriffe und Phänomene Menschen bemühen, die nicht bemerken oder wahrhaben wollen, dass sie verliebt sind. Geradezu aus dem Nichts heraus versteht man sich mit einer wildfremden Person plötzlich blind, fühlt sich ihr seelenverwandt oder so, als ob man sie schon ewig kennen würde. Und kaum ist die rosarote Wolke nach ein paar Wochen verpufft, verkehrt sich alles ins Gegenteil. Man ist irritiert über das eigene Verhalten und fragt sich konsterniert, wie es bloß so weit kommen konnte.

Vielleicht hilft es, dir bewusst zu machen, dass du nicht zum ersten Mal in deinem Leben in einem Zustand bist, an dem du leidest, und von dem du überzeugt bist, dass er nie mehr vorbeigehen wird. Nimm als Beispiel die Beziehung zu deinem Mann: Hättest du an deren Anfang – damals, als du so richtig verliebt warst – geglaubt, dass du dich in ein paar Jahren in einer Situation befinden könntest, wie du sie gerade erlebst? Ich denke nicht. Wie unzählige andere hast auch du geglaubt, dass es mit euch ewig so weitergehen wird. Trotzdem ging es euch so wie den meisten Paaren.

Ich wiederhole mich und trotzdem ist es noch nicht oft genug gesagt: Alles geht vorbei! Das ist ein schwacher Trost, aber ganz sicher eine Sichtweise, die zu einer sofortigen und vollständigen Ernüchterung führt. Falls es dir also wirklich ernst ist damit, das Gefühlschaos hinter dir lassen zu wollen, rate ich dir, jetzt wieder den Kopf einzuschalten und die Dinge radikal ehrlich zu betrachten: Da ist ein Mann, der dir für eine kurze Zeit die Nähe und den Sex geboten hat, was du in der Beziehung vermisst hast. Damit ist es jetzt vorbei. Nun geht es darum, zusammen mit deinem Ehepartner herauszufinden, wie ihr mit der Vergänglichkeit der Leidenschaft anders umgehen wollt, als sie heimlich außerhalb der Beziehung mit einer fremden Person zu leben. Und dafür ist radikale Offenheit notwendig!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

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