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"Deadpool 2": Bitterböser Humor und blutige Action

"Deadpool 2" ist weniger ein Film als eine Witzparade. Die ist dafür einfach großartig.

Heute Redaktion
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Hemmungslos feiert die Fortsetzung, was Teil eins vorexerzierte. Die vierte Wand liegt in Trümmern, kein Gag ist zu böse, keine Verbalwatsch'n zu tief. Zielsicher wird die Comic Movie Maschinerie ins Visier genommen und demontiert. Deadpool reizt Klischees aus, zerbröselt Stereotype und fabriziert überraschende Wendungen am laufenden Band. Zwischendurch zitiert er auch noch fleißig und ungeniert aus der Pop- (bzw. Dubstep-)Kultur. Selbst ein Disney-Klassiker ist nicht vor dem "merc with a mouth" sicher (obwohl der Mauskonzern Deadpools Heimatstudio Twentieth Century Fox aufzukaufen gedenkt).

Klingt vage? Soll es auch! Nur eine einzige der Pointen vorwegzunehmen, wäre Verrat am unverschämten Witz der Marvel-Adaption. Das Kreativteam rund um Hauptdarsteller Ryan Reynolds arbeitete in Perfektion, von den Autoren über den Cast bis hin zum Marketing...

Wie im ersten Teil wurden viele Szenen mit unterschiedlichen (Impro-)Schmähs gedreht, die besten Lacher also nicht zwingend in den Trailern verbraten. Darüber hinaus gelang es Fox, die kleinen und großen Aha-Momente des Films monatelang unter Verschluss zu halten. "Deadpool"-Fans sollten das Internet in den nächsten Wochen mit größter Vorsicht genießen - je weniger konkrete Infos, desto größer das Kino-Vergnügen.

Der Trailer von "Deadpool 2":

"Scary Comic Movie"

Über den Plot muss man nur so viel wissen: Der Krieger Cable (Josh Brolin) reist mit dem Ziel, einen jungen Mutanten zu liquidieren, aus der Zukunft herbei. Um ihn aufzuhalten schart Deadpool alte Bekannte (wie den Taxifahrer Dopinder und den "X-Men"-Stahlriesen Colossus) sowie neue Mitstreiter (etwa die grandiose Zazie Beetz als vom Glück verfolgte Domino) um sich.

Die Handlung des ersten Teils war besser strukturiert; im Sequel liegt der Hauptaugenmerk ganz klar auf launigen Action-Szenen und schwarzem Humor, der vor allem auf bravere Helden-Kollegen (Avengers, Justice League, X-Men) abzielt. "Deadpool 2" wirkt dadurch oft wie eine Parodie, ein qualitativ hochwertiges "Scary Movie" des Comic-Movie-Genres, das gänzlich auf Samthandschuhe verzichtet und nichts als unantastbar erachtet.

Kein neues Zeitalter

Wer sich mehr Filme dieser Gangart wünscht, muss sich leider auf eine Enttäuschung gefasst machen. Als Trendsetter eignet sich Deadpool nicht. Er ist ein Nebenprodukt des Marvel-Hypes und ohne ihn nicht überlebens- beziehungsweise Blockbuster-fähig. Anders gesagt: Ohne die Masse an durchschnittlichen Comic-Verfilmungen hätte der Kino-Deadpool keinen Mainstream von dem er sich abgrenzen und den er durch den Kakao ziehen könnte. Eingefleischte Fans der Comic-Vorlagen würden zwar ihre Freude an ihm haben - aber höchstwahrscheinlich zu wenig Geld in die Kassen spülen, um Sequels wie "Deadpool 2" zu ermöglichen.

"Deadpool 2" startet am 17. Mai in den österreichischen Kinos.

PS: Wer Deadpools beleidigende Wortkreationen in vollen Zügen genießen will, sollte sich den Film unbedingt in der Originalversion zu Gemüte führen. Die deutsche Synchronisation kann nicht mit dem O-Ton mithalten.

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