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"Der kleinste Fehler von ihm macht mich rasend!"

Micheline ist ein ausgeglichener und geduldiger Mensch. Aber gewisse Aussagen ihres besten Freundes bringen sie sofort auf die Palme. Was tun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Micheline (23) an Doktor Sex: Ich wurde vor vier Jahren von einem Mann, der mir damals sehr, sehr viel bedeutete, ziemlich mies über den Tisch gezogen und hintergangen. Er hat mich über einen längeren Zeitraum belogen, betrogen und mein Vertrauen ausgenutzt. Inzwischen ist das schon lange her, wir sind aber immer noch befreundet.

Allerdings merke ich in letzter Zeit, dass ich ihm anscheinend immer noch nicht vergeben habe. Kleinste Fehler seinerseits machen mich manchmal rasend, was ich von mir gar nicht kenne, da ich sonst ein ausgeglichener und geduldiger Mensch bin. Aber er schafft es immer wieder, mich innerhalb von Sekunden aus der Reserve zu locken.

Was kann ich tun, damit ich gegenüber diesem Mann wieder ausgeglichen sein kann? Wie kann ich lernen, die Vergangenheit hinter mir zu lassen? Und was ist hilfreich, um ihm richtig zu verzeihen? Ich möchte unsere Freundschaft nicht mehr länger mit diesem alten Müll belasten. Vielen Dank!

Antwort von Doktor Sex

Liebe Micheline

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Du darfst dich glücklich schätzen, einen Menschen zu kennen, mit dem du trotz unangenehmer Erlebnisse in der Vergangenheit immer noch so eng befreundet bist, dass in eurer Beziehung starke Emotionen spürbar werden. Dadurch ergibt sich für dich nämlich die Möglichkeit, etwas über dich und deinen Umgang zu lernen.

Wichtig scheint mir, dass du in den Momenten, in denen diese starken Gefühle auftauchen, etwas Distanz zur Person schaffst, die diese ausgelöst hat. Am besten geht dies, wenn du deinem Freund mitteilst, dass eine Aussage von ihm dich derart aufwühlt, dass du kurz allein sein willst.

Danach begibst du dich an einen Ort, wo du ungestört beobachten kannst, was in dir emotional abgeht und welche Gedanken durch die starken Gefühle ausgelöst werden. Dabei geht es aber nicht darum, diese loswerden oder dich beruhigen zu wollen, sondern einfach achtsam mit dem zu gehen, was sich zeigt.

Beobachte alles, was geschieht, mit einem wachen Geist. Sei dir aber gleichzeitig bewusst, dass die Gedanken und Emotionen, die auftauchen, kein Eigenleben haben. Sie existieren abhängig von äusseren Bedingungen und sind etwas, was du zwar hast, aber nicht bist. Du kannst also jederzeit wählen, ob und wie du dich auf sie einlassen willst.

Das Gleiche gilt für deine Vergangenheit. Sie ist schon lange nur noch eine geschichtliche Konstruktion, die du am Leben erhältst, indem du sie immer wieder mit Energie versorgst. Je mehr du wie eben beschrieben ganz im Hier und Jetzt lebst, desto mehr wird sie sich in das auflösen, was sie sowieso schon lange ist, nämlich in nichts. Alles Gute!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(red)