"Der Medicus": Arzt-Epos im Mittelalter

Man vermenge Fiktion und Geschichte, würze das Ganze mit Politik und Religion, und füge am Ende noch eine Messerspitze Fantasy hinzu. "Der Medicus" handelt von einem jungen, übernatürlich begabten Engländer, der sich im finsteren Mittelalter nach Persien aufmacht, um zum Arzt ausgebildet zu werden. Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Bestseller von Noah Gordon.

Man vermenge Fiktion und Geschichte, würze das Ganze mit Politik und Religion, und füge am Ende noch eine Messerspitze Fantasy hinzu. handelt von einem jungen, übernatürlich begabten Engländer, der sich im finsteren Mittelalter nach Persien aufmacht, um zum Arzt ausgebildet zu werden. Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Bestseller von Noah Gordon.

Großbritannien im elften Jahrhundert: Der elfjährige Rob Cole schuftet im Bergwerk, um seine alleinerziehende Mutter zu unterstützen. Ihr schmerzerfülltes Winseln lässt ihn eines Nachts aus dem Schlaf schrecken. Als er sie berührt, spürt Rob ihren herannahenden Tod. Er holt den Bader (), einen herumziehenden Heilkundler, der gerade in der Siedlung Station macht und bittet ihn, das Leben der Mutter zu retten. Doch an ihrem Bett hockt bereits ein Priester, der der Frau die letzte Salbung zuteilwerden lässt. Wo die Kirche ihren Anspruch erhebt, hat die Medizin nichts verloren - bevor er als Hexer und Scharlatan verleumdet wird, zieht sich der Bader zurück.

Robs Mutter stirbt noch in derselben Nacht an einer Blinddarmentzündung - zu jener Zeit noch ein sicheres Todesurteil. Selbst der Bader hätte ihr nicht helfen können. Robs kleine Geschwister landen bei einer anderen Familie, die sich mit dem Priester das Hab und Gut der toten Mutter unter den Nagel reißt. Rob ist plötzlich auf sich allein gestellt. Verzweifelt fleht er den Bader an, ihn als Lehrling aufzunehmen. Nach anfänglichen, lautstarken Protesten, lässt sich der griesgrämige alte Mann schließlich breitschlagen.

Von England nach Persien

) ist mittlerweile ein junger Mann. Vom Bader, mit dem er immer noch durch England zieht, hat er Taschenspielertricks und rudimentäre Medizin-Kenntnisse erlernt. Seine Gabe, Todgeweihte durch Berührung zu erkennen, besitzt er immer noch. Da sein Meister zusehends erblindet, übernimmt Rob immer mehr von dessen Aufgaben. Erst als sie einen jüdischen Medicus treffen, der den Bader erfolgreich an den Augen operiert, findet Rob seine wahre Bestimmung. Der Medicus erzählt, er habe in Persien bei Ibn Sina (Ben Kingsley), dem besten Arzt der Welt, gelernt.

Ibn Sina unterrichtet in der Stadt Isfahan, in dem der Shah Ala ad-Daula (), das jedoch einem anderen versprochen ist.

Vom Buch zum Film

Sechs Millionen Mal verkaufte sich Noah Gordons "Der Medicus" alleine in Deutschland. Die Verfilmung war lange geplant, wurde aber Jahr für Jahr aufgeschoben. Nach unzähligen Drehbuch-Drafts hat das endgültige Skript mit der Romanvorlage nur noch sehr wenig zu tun. Ein Aufschrei der Empörung wird nicht durch die Millionenschaft der begeisterten Leser gehen. Zum einen, da das Buch bereits 1986 erschien und über keinen harten Fan-Kern verfügt, der auf eine punktgenaue Adaption pocht. Zum anderen, weil trotz zahlreicher Änderungen (Handlung und Charaktere betreffend) die Quintessenz des Romans sehr gut ins Kino übersetzt wurde.

Das lediglich lockere Bezugnehmen auf den Roman hat auch den Vorteil, dass die Darsteller ungebundener an ihre Rollen herangehen können. Bestes Beispiel: Stellan Skarsgard. Sein grantiger, leicht misanthropischer Bader, der nur am Rande jenem der Vorlage ähnelt, ist eines der Highlights des Films.

Regisseur kreiert ein zweieinhalbstündiges Epos, das auch ohne die Lektüre der Romanvorlage bestens funktioniert. Das Aufeinanderprallen von Medizin und Glaube, von Abend- und Morgenland liefert den Rahmen für die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und religiösen Fragen. Stölzl packt das alles in eine mitreißende Abenteuergeschichte, Schlachtgetümmel und verbotene Liebe inbegriffen.

"Der Medicus" startet am 25. Dezember in den österreichischen Kinos.