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"Der Standardsex genügt mir einfach nicht!"

Thorsten hat in seiner Vergangenheit viel erlebt. Jetzt ist er verheiratet – und Gefangener seiner Fantasien und Gedanken.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Thorsten (40) an Doktor Sex: Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Die Beziehung ist eigentlich ziemlich gut. Auch über den Sex mit meiner Frau kann ich mich grundsätzlich nicht beklagen. Nur leider habe ich Lust auf mehr. Meine Partnerin ist aber nicht sehr offen für Neues oder interessiert an neuen Praktiken. Wir haben schon ein paar Mal darüber gesprochen, aber sie will oder kann nicht aus sich heraus. Ich hätte gerne mehr Abwechslung. Der Standardsex, der heute gelebt wird, reicht mir einfach nicht. Ich habe auch Lust auf Sex mit anderen Frauen. Und von einer meiner Ex-Freundinnen fühle ich mich auch immer noch total angezogen. In meiner Vergangenheit habe ich viel erlebt und genossen. All das fehlt mir beim Standardprogramm. Ich bin voller Fantasien und gefangen in meinen Gedanken. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Thorsten

Du bleibst ziemlich vage und an der Oberfläche bei der Schilderung deines Anliegens. So sprichst du beispielsweise vom "Standardsex, der heute gelebt wird", ohne aber zu sagen, was du darunter verstehst. Oder du erwähnst, dass deine Partnerin nicht sehr offen ist für Neues. Was aber dieses Neue wäre und wie es sich vom Bekannten und Alltäglichen unterscheiden würde, behältst du für dich. Auch die Aussage "Ich hätte gerne mehr Abwechslung" ist ziemlich nichtssagend, denn hin und wieder etwas Abwechslung beim Sex hätten wohl die meisten gerne. Es macht aber einen entscheidenden Unterschied, ob Abwechslung bedeutet, beim Sex einmal mehr eine neue Fesseltechnik auszuprobieren oder nach drei Jahren Missionarsstellung auch mal Doggystyle auszuprobieren.

Falls du dich deiner Partnerin gegenüber ähnlich unklar ääußerst, solltest du unbedingt an der Art und Weise arbeiten, wie du dir deiner Bedürfnisse bewusst wirst und wie du sie kommunizierst. Denn im Moment wirkst du diesbezüglich tatsächlich wie ein Gefangener deiner Gedanken. Zudem, so scheint mir, ist es definitiv an der Zeit, der Wirklichkeit des Erwachsenenlebens ins Auge zu schauen und dich von deiner Vergangenheit und damit auch von der unverbindlichen Beliebigkeit des Singledaseins zu verabschieden. Dazu gehört auch, dass du deine Beziehungen klärst und Ex-Freundinnen definitiv loslässt. So wird dein Kopf frei für das, was neben dem Sex im Leben eines 40-jährigen Mannes auch noch wichtig ist.

Vor diesem Hintergrund werden sich zwangsläufig auch die Möglichkeiten bezüglich des Auslebens deiner sexuellen Bedürfnisse reduzieren, da dein Fokus erst einmal auf deine Frau und damit auf eure gemeinsamen Möglichkeiten gerichtet ist. Und dieser andere, konzentriertere Blick auf das, was ist – also weg von den Fantasien und all dem, was auch noch sein könnte –, wird dir komplett neue Perspektiven und damit eine andere Haltung ermöglichen. Im Moment schiebst du das Unvermögen beziehungsweise den Unwillen deiner Frau vor, um so den Kopf in den Sand stecken zu können und keine Verantwortung übernehmen zu müssen.

Wenn du dann einmal am Punkt angelangt bist, wo du deine Position geklärt, dir ein paar Sinnfragen gestellt und beantwortet hast, wo du mit deiner Frau zusammen nach echten Lösungen gesucht und einige gefunden hast, kannst du noch einmal die Frage lesen, die du mir geschickt hast. Solltest du dann immer noch das Bedürfnis haben, etwas an deiner Sexualität zu ändern, wirst du genau wissen, was zu tun ist. Viel Glück! (wer)

(mp)