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"Er erlaubt mir nicht, anderswo Sex zu haben!"

Lust hat Kathrins Freund nur sehr selten. Trotzdem will er ihr nicht erlauben, ihre Bedürfnisse mit einem anderen Mann zu stillen. Wie weiter?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Kathrin (24) an Doktor Sex: Ich bin seit fast drei Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir passen perfekt zusammen, aber leider haben wir seit einem Jahr nur noch sehr selten Sex. Im ersten Jahr waren es bis zu sieben Mal pro Woche, Ende letztes Jahr war es nur noch alle drei Monate einmal. Da ich sexuell nun total frustriert bin und ich mich aber nicht von ihm trennen möchte, würde ich gerne deinen Rat hören.

Das Schlimme ist, dass ich im Ausgang oft angemacht werde und es unzählige Männer gibt, mit denen ich Sex haben könnte. Aber ich möchte meinen Freund nicht betrügen. Ich habe ihm vorgeschlagen, als Ausgleich Sex mit einem anderen Mann zu haben. Er meinte dazu, ich sei total krank und eine Schlampe, denn er würde mir meinen Lebensunterhalt finanzieren und alles kaufen, was ich mir wünsche.

Ich wäre mit zwei- bis dreimal im Monat längstens zufrieden. Aber leider verschiebt er den Sex immer wieder. Die einzige sexuelle Praktik die wir noch ab und zu haben, ist Oralverkehr. Ich halte das nicht mehr aus. Trotzdem dränge ich ihn nie und spreche das Thema Sex nur ganz sanft an. Meistens probiert er dann abzulenken oder wird leicht aggressiv. Was kann ich tun, damit wir wieder mehr Sex haben?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Kathrin

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Sex ist, abgesehen von der Selbstbefriedigung, eine Gemeinschaftsproduktion. Wie du es gerade selber auch erlebst, wird deshalb in einer Partnerschaft, in der das Treueversprechen gilt und sich eine der beteiligten Personen dem sexuellen Austausch verweigert, die Paarsexualität schnell zum Inhalt von Machtkämpfen und Grund für Anschuldigungen. Es ist dann meist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese in eine offene Beziehungskrise münden.

Paare könnten sich einiges an Stress ersparen, wenn sie sich den Treueschwur sparten und dadurch verhindern würden, einander, was den Sex angeht, gegenseitig in eine so krasse Abhängigkeitssituation zu manövrieren. Dies hätte zudem zur Folge, dass die Partnerschaft um einiges lebendiger wäre als eine auf Besitzansprüchen basierende Ehe, in der man sich lieber gegenseitig die Schuld zuweist, als sich mehr Freiheit zu lassen und so wirklich etwas zu ändern, da die Partner zwangsläufig daran interessiert wären, füreinander attraktiv und agil zu bleiben.

Eure Passung ist alles andere als perfekt. Ihr seid ein ganz gewöhnliches Paar mit ganz gewöhnlichen Problemen. Hör auf damit, dich hinter schönen Worten zu verstecken. Es ist an der Zeit, endlich hinzuschauen und die Dinge beim Namen zu nennen. Denn wenn ihr so weitermacht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr getrennte Wege geht.

Es gibt absolut keinen Grund, deinen Freund noch länger mit Samthandschuhen anzufassen und vor der Realität zu verschonen. Was den Sex angeht, entzieht er sich seinem Teil der Verantwortung. Und egal, wie viel er dafür bezahlt: Deine Lust und dein Recht auf Sexualität kann er dir nicht abkaufen. Sag, dass du leidest und nicht länger bereit bist, zu verzichten. Und dass du eure Beziehungsdynamik bezüglich Sexualität in einer Paarberatung anschauen willst. Zwar habt ihr dadurch fürs Erste (noch) nicht mehr Sex, aber wenigstens liegt das Problem dann offen auf dem Tisch und kann angegangen werden. Viel Glück!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)