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"Er findet, mein Orgasmus sei nicht relevant!"

Zora findet, ihr Freund passe gut zu ihr. Was die Geschlechterverhältnisse beim Sex angeht, hat er aber ziemlich schräge Vorstellungen.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Zora (29) an Doktor Sex: Mein Freund, mit dem ich seit vier Jahren zusammen bin und einen Sohn habe, ist der Meinung, Männer seien nur den Frauen zuliebe zärtlich. Auch das Vorspiel beim Sex sei unnötig und Männer würden dabei einzig aus Goodwill der Partnerin gegenüber mitmachen. Und der weibliche Höhepunkt sei aus Sicht der Natur sowieso nicht relevant.

Zwar wüsste er genau, wie er mich zum Höhepunkt bringen könnte, er habe jedoch keine Lust darauf. Mich oral befriedigen will er auch nicht; von mir geblasen werden aber schon. Dass er keine Lust hat, auf meine Wünsche einzugehen, stellt für mich die Beziehung infrage, auch wenn ich eigentlich mein Leben mit ihm verbringen möchte. Im Gegensatz zu ihm bin ich offen, weiß aus früheren Erlebnissen, dass Sex viel mehr sein kann als nur das Rein-Raus des Penis in die Vagina.

Daher spreche ich meine Wünsche auch an. Worauf er steht, hat er mir aber noch nie verraten. Wenn ich ihn frage, sagt er immer nur, es sei schön, was ich mache. Am Anfang der Beziehung hat er sich noch Mühe gegeben. Jetzt ist er irgendwie zu faul dazu. Wie kann ich ihn dazu bringen, mehr auf mich einzugehen? Und ist es falsch von mir, wegen dem Sex gleich die Beziehung infrage zu stellen, da wir ja sonst gut zusammenpassen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Zora

Die Feministinnen und Feministen unter den Lesern meiner Beratungsrubrik werden aufheulen beim Lesen deiner Frage. Ist so etwas, werden sie sich fragen, in der heutigen Zeit tatsächlich noch möglich? Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, werden manche von ihnen beim Gedanken Zuflucht suchen, dein Anliegen sei frei erfunden – genauso wie die anderen, die hier veröffentlicht werden.

Ich bin ehrlich gesagt auch nicht wirklich sicher, ob sich nicht jemand einen Spaß erlaubt und eine möglichst krasse Frage formuliert hat, in der Hoffnung, damit auf der Newsseite und in der Zeitung zu landen. Trotzdem habe ich beschlossen, sie zu beantworten. Denn auch wenn das Ganze eine Erfindung sein sollte: Im Text werden männliche Verhaltensweisen beschrieben, wie sie mir sinnlaut auch von anderen Leserinnen zugetragen werden.

Es gibt Männer – und selbstverständlich auch Frauen, aber um diese geht es hier gerade nicht –, die total von sich selbst, ihren Ansichten bezüglich Sex und den Rollen, die Männer und Frauen dabei zu spielen haben, eingenommen sind. In jeder möglichen und unmöglichen Situation, beispielsweise in den Kommentaren zu dieser Kolumne, geben sie ihre egoistischen Überzeugungen zum Besten. Und auch heftigste Reaktionen aus ihrem persönlichen Umfeld können sie nicht davon abbringen.

Meist steht hinter dem Verhalten von Menschen, die stur an ihren Wertvorstellungen festhalten und nicht bereit oder in der Lage sind, sich auf eine andere Person, auf deren Wünsche und Bedürfnisse einzulassen, ein wenig ausgeprägtes Selbstbewusstsein und ein Mangel an Selbstvertrauen. Ohne hier eine Diagnose stellen zu wollen, vermute ich, dass dies auch bei deinem Mann der Fall ist. Dass er sich nach vier Jahren auf wundersame Weise plötzlich von selbst ändern wird, ist wenig wahrscheinlich. Es ist daher wichtig, dass du weiterhin das Verhalten deines Partners hinterfragst und darauf bestehst, dass er sich endlich gewissen Fragen stellt und an sich zu arbeiten beginnt. Ansonsten wird eure Beziehung kaum eine Chance haben.

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]